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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Opel-Krise

Geschrieben am 06-03-2009

Bielefeld (ots) - Opel steht vor einer Kreuzung. Die Weiterfahrt
entscheidet über die Zukunft des Konzerns.
Unter der Flagge von General Motors (GM) einfach geradeaus fahren
würde geradewegs in die Pleite führen. So versammelt sich eine lange
Schlange - Beschäftigte, Gewerkschafter, Politiker - derzeit in der
linken Spur. Diese Straße ist breit, scheint gut ausgebaut. Nur ist
die Weiterfahrt an eine teure Maut gebunden. Unter fünf Milliarden
scheint es nicht zu gehen. Bezahlt werden soll das Geld von anderen.
Es beim Staat zu besorgen ist Aufgabe der Politiker. Prominente Namen
haben die Sache der Opelaner zur ihren gemacht: Franz-Walter
Steinmeier, Jürgen Rüttgers, Roland Koch.
In der anderen Spur versammeln sich vor der Kreuzung diejenigen, die
fest zur Marktwirtschaft stehen. Sie wollen nicht Steuergelder in ein
privates Unternehmen geben, um damit grobe Fehler des Managements
auszugleichen. Der Mindener CDU-Finanzexperte Steffen Kampeter ist
einer von ihnen; Innenminister Wolfgang Schäuble und der neue
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scheinen
zumindest eine gewisse Sympathie zu empfinden. Dominiert aber wird
diese Spur von den Liberalen in der FDP.
Alle schauen nun auf die Kanzlerin. Sie befindet sich im Zentrum des
Geschehens. Aber es ist ganz offensichtlich, dass ihr die
Entscheidung schwer fällt Biegt Angela Merkel nach rechts ab,
riskiert sie, weitere Sympathiewerte im Kampf gegen ihren
Konkurrenten und neuen Arbeiterführer Steinmeier zu verlieren.
Fährt sie nach links, kann sie sich als Retterin der Großen Koalition
und von 28 000 Arbeitsplätzen feiern lassen. Gleichzeitig wird Merkel
jedoch weiter Stimmen vor allem aus dem Mittelstand an die FDP
verlieren. Politisch gesehen könnte Merkel auf diese Weise die
Mehrheit für eine schwarz-gelbe Koalition sichern, aber die
Unterstützung eines Teils ihrer eigenen Partei verlieren.
Fraglich ist, ob die Milliarden, die der Staat in dem Fall zu zahlen
hat, Opel dauerhaft retten werden. Fraglos werden weltweit zu viele
Automobile produziert. Möglicherweise geht Opel nur den früheren Weg
des Baukonzerns Holzmann, bei dem die Gelder aus der Staatskasse den
Tod nur hinauszögerten.
Dann nicht lieber doch sofort in die Insolvenz? Das neue Recht ist
darauf ausgelegt, ein Fortbestehen gesunder Unternehmensteile zu
ermöglichen. Am Ende könnten dadurch möglicherweise mehr
Arbeitsplätze gerettet werden als durch einen langsamen Tod.
Fest steht: Angela Merkel darf mit ihrer Entscheidung nicht zu lange
warten. Sonst fährt Opel weiter geradeaus - in den gleichen Abgrund
wie GM.
Damit es weiter gehen kann, braucht Opel die Verfügung über die
Patentrechte. Das gilt sowohl für den Fall der Insolvenz wie auch für
den staatlichen Rettungsschirm. Dass die Verfügung über die Patente
von GM zur US-Administration und damit zu Barack Obama gewechselt
ist, macht das Geschäft nicht leichter.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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