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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Tibet:

Geschrieben am 09-03-2009

Bielefeld (ots) - Ich bin ein Tibeter.
So wie sich John F. Kennedy am 26. Juni 1963 mit seinem
gleichlautenden Bekenntnis zu Berlin für die Freiheit der Stadt
eingesetzt hat, so dokumentieren Tausende in Deutschland derzeit mit
Tibet-Fahnen, -Wimpeln und -Aufklebern an ihren Häusern und
Automobilen ihre Sympathie für die Menschen im Himalaya. Das Volk hat
sich die Hochachtung der Welt verdient. Seit fünf Jahrzehnten ist
seine Heimat im Himalaya von einer fremden Macht besetzt. Genauso
lange weichen die Tibeter nicht vom Pfad des gewaltfreien
Widerstandes ab.
Ein Blick nach Palästina genügt, um sich die Alternative auszumalen.
Natürlich ist China ein ganz anderer Gegner als Israel. Aber die Wut
über die anhaltende Unterdrückung, die willkürlichen Inhaftierungen,
Folter, Zerstörungen am tibetischen Kulturgut und Anfeindungen gegen
die Religion wächst. Noch schafft es der Dalai Lama, die Jugend in
Zaum zu halten. Doch mit zunehmendem Alter und mit jedem neuen Bild
von schlagenden Polizisten und gedehmütigten Mönchen fällt es ihm
schwerer.
Peking feiert die fünfzigjährige Besatzung heute als Akt der
Befreiung. Das ist eine glatte Lüge, eine grobe Verhöhnung der
historischen Wahrheit. Lächerlich wirkt die Großmacht, wenn sie auf
jede Begegnung des Dalai Lama mit einem westlichen Staatsmann mit
Drohungen und Beschimpfungen reagiert. Schlimm, dass sie damit sogar
bei demokratischen Politikern Wirkung hat!
Zum Jahrestag des Einmarsches fordert Peking aktuell eine »große
Mauer der Stabilität«. Würde sie tatsächlich errichtet, bedeutete das
für Tibet die Festschreibung der Tyrannei für weitere Jahrzehnte.
Mauern - ob nun aus Stein und Beton oder aus Folterapparaten und
Gewehren oder im übertragenen Sinn aus Denkverboten und Schweigen -
tyrannisieren die Eingeschlossenen. Dass die Berliner Mauer 1989 nach
nur 28 Jahren wieder abgerissen werden konnte, verdanken die
Deutschen nicht zuletzt der Unterstützung durch mutige Politiker wie
John F. Kennedy.
Solche Politiker wünscht man sich jetzt für Tibet. Wenn es wahr ist,
dass wirtschaftlicher Fortschritt zu mehr Demokratie führt, dann wird
es Zeit, dass davon endlich etwas zu spüren ist. Tibet ist nicht die
einzige Region, in der Peking religiöse und ethnische Minderheiten
sowie ganz allgemein Andersdenkende drangsaliert.
Anders als die Deutschland-Fahnen während der
Fußball-Weltmeisterschaft lösen die Tibet-Wimpel an deutschen
Balkonen heute kein Sommermärchen aus. Veränderungen brauchen Zeit.
Damit sie überhaupt eine Chance haben, braucht Tibet die
Unterstützung von Leuten, die sich in die Lage eines unterdrückten
Volkes hineinversetzen können. Menschen, die von sich sagen: Ich bin
Tibeter. Auch wenn ich nicht auf dem Dach der Welt geboren bin, auch
wenn ich diese Region vielleicht noch nie besucht habe: Weil sich
Unterdrückung überall gleich anfühlt, brauchen die Tibeter meine,
unsere Unterstützung.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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