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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Weltwasserforum

Geschrieben am 17-03-2009

Bielefeld (ots) - Nicht weniger als 15 000 Experten diskutieren
zurzeit in Istanbul über das Wasserproblem. Die Diskussion ist alt,
sie plätschert sozusagen dahin, es ist bereits das fünfte Megatreffen
seit Mitte der 90er Jahre und immer noch ist es ein Thema für
Experten. Aber das täuscht. Es kann wegen Wasser zu Kriegen kommen
und das Problem des »blauen Goldes« gehört in der Tat zum Hintergrund
mancher Konfliktregion.
97,5 Prozent des Wassers auf diesem Planeten ist salzig und von den
restlichen 2,5 Prozent ist der größte Teil als Eis an den Polen oder
in Gebirgsgletschern festgefroren. 70 Prozent des Süßwassers wird in
der Landwirtschaft verbraucht. Ohne Wasser sind Hungerkatastrophen zu
befürchten. Im Jahr 2030 werden gut zwei Drittel der Menschheit - das
sind fünf Milliarden Menschen - keinen Zugang zu sauberem Wasser
haben und fast die Hälfte der Weltbevölkerung wird in wasserarmen bis
trockenen Zonen leben.
In Konfliktregionen sind die globalen Zahlen belanglos. Für die neue
Regierung in Israel zum Beispiel ist es von vitaler Bedeutung, Zugang
zu den Wassern des Jordan zu behalten. Schon in diesem Sommer wird
die Hauptquelle für die Wasserversorgung Israels, die Pumpanlage am
See Genezareth, zeitweise abgeschaltet und das Wasser rationiert
werden müssen. Fieberhaft arbeiten israelische Ingenieure an
Entsalzungsanlagen, um das Meerwasser anzuzapfen.
Aber diese Anlagen erhöhen den Wasserpreis und verbrauchen viel
Energie. Das spüren derzeit auch die Menschen in Kalifornien, wo
schon seit drei Jahren zu wenig oder gar kein Regen fällt. Der
Notstand ist ausgerufen und er betrifft die USA insgesamt, denn
Kalifornien ist die Obst-und Gemüsekammer Amerikas.
Wirklich kritisch ist es in Afrika und Asien. Ägypten, Sudan und
Äthiopien streiten um die Wasser des Nils. Die Lage droht in den
nächsten Jahren unkontrollierbar zu werden. Große Sorgen bereiten die
Staudämme der türkischen Regierung den Nachbarn Syrien und Irak.
Schon in den 70er Jahren standen diese Länder deswegen am Abgrund
eines Krieges. Wenn Ankara sämtliche Stau-Anlagen für die Flüsse
Euphrat und Tigris in Betrieb genommen haben wird, werden diese
Flüsse ein Drittel weniger Wasser führen - eine Katastrophe für die
Landwirtschaft in Syrien und im Irak.
Aber auch in Asien ist Wasser ein geopolitischer Faktor geworden.
Tibet ist ein Wasserreservoir und damit für Peking unverzichtbar.
Indien fürchtet ebenfalls, dass Peking die Ströme des Brahmaputra
oder des Indus teilweise umleitet und ähnliche Bedenken hegt man in
Vietnam mit Blick auf den Mekong.
Die Wassermächte China und Türkei gehören nicht nur zu den größten
Umweltverschmutzern der Welt, sie sind auch nicht dafür bekannt, dass
sie Rücksicht nehmen auf die vitalen Interessen der Nachbarn. Es wird
Zeit, dass die Weltgemeinschaft Regeln für den Verbrauch des blauen
Goldes aufstellt. Da ist die Konferenz der 15 000 ein guter Anfang.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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