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Westdeutsche Zeitung: Unterhaltsrecht = von Peter Kurz

Geschrieben am 18-03-2009

Düsseldorf (ots) - Gerecht oder ungerecht? Beim Urteil über das
Unterhalts-Urteil des Bundesgerichtshofs stoßen Wertvorstellungen
aufeinander. Und die Geschlechter.
Der Konservative sagt: Der Staat muss die Ehe schützen. Und das tut
er am besten dadurch, dass er die Folgen der Ehe auch noch nach einer
Scheidung möglichst lange nachwirken lässt - durch umfassende
Unterhaltspflichten. Und: Eine Mutter muss beim Kind sein. Das kann
sie nicht, wenn sie gezwungen wird, arbeiten zu gehen.
Der Realist hält dagegen: Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Die
Lebenskonzepte sind andere als noch vor 50 Jahren, die Hausfrauenehe
ist längst nicht mehr der Regelfall. Scheitert die Ehe, so muss jeder
Ex-Partner auf eigenen Beinen stehen. Im übrigen gibt es mittlerweile
ausreichend Betreuungsplätze, die dem Kind auch in seiner sozialen
Entwicklung guttun.
Die Frau sagt: Ich muss die Kinder versorgen und auch noch arbeiten.
Und mein Ex macht sich nach dem Arbeitstag einen gemütlichen
Feierabend.
Der Mann hält dagegen: Für den Kindesunterhalt zahle ich
selbstverständlich gern. Aber der zusätzliche Betreuungsunterhalt für
meine Ex, die nicht arbeiten geht, schnürt mir finanziell die Luft
ab. Eine Perspektive für einen zweiten Anlauf mit einer neuen
Familiengründung gibt es so für mich nicht. Für mich auch nicht,
kontert die mit Erziehung und Job doppelt belastete Frau.
Gerecht oder ungerecht - diese Frage ist, jedenfalls im Grundsatz,
längst entschieden. Nicht erst durch das gestrige Urteil. Es war der
Gesetzgeber, der im vergangenen Jahr mit dem neuen Unterhaltsrecht
die Pflöcke für eine kürzere Bezugsdauer des Betreuungsunterhalts
eingeschlagen hat. Das Gesetz setzt den Betreuungsunterhalt zwar bei
mindestens drei Jahren an, gibt den Familienrichtern aber ausreichend
Spielraum, Härtefälle abzufedern. Einen Automatismus nach dem Motto
"nach drei Jahren muss die Alleinerziehende ihr Kind allein lassen"
gibt es nicht. Weder das Gesetz noch der höchstrichterliche Spruch
scheren da alle Fälle über einen Kamm. Es bleibt ausreichend Raum für
Korrekturen des Grundsatzes. Gerecht oder ungerecht - das ist nicht
nur eine politisch-gesellschaftliche Grundsatzfrage, sondern vor
allem eine Frage des Einzelfalles.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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