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Westdeutsche Zeitung: Mehdorn = von Martin Vogler

Geschrieben am 29-03-2009

Düsseldorf (ots) - Mehdorn ist wohl nicht mehr haltbar. Am
Wochenende wurde klar, dass die Spitzel-Vorwürfe zu gravierend sind.
Es wäre aber zu einfach, jetzt nur auf den als selbstgerecht
geltenden Bahnchef einzuschlagen. Trotz aller Aufgeregtheit sollte
man sich zurückbesinnen, wie der Koloss Bahn vor zehn Jahren aussah.
Der Vorstandvorsitzende hat es nämlich geschafft, eine lahme Behörde
zu einem Dienstleister zu wandeln, der noch lange nicht alle Wünsche
erfüllt, aber durchaus so etwas wie Kundenorientierung kennt und
Gewinne erwirtschaftet. Die Bahn ist sogar börsenreif. Nur die Börse
ist derzeit nicht reif für derartige Neuemissionen. Und das kann man
Mehdorn nicht vorwerfen.
Vorwerfen kann man ihm allerdings, dass er angeblich das Ausspähen
und Löschen von E-Mails im Konzern guthieß. So lange es um
Korruptionsbekämpfung, etwa in Form des Abgleichs von Kontendaten,
ging, hätte er ein Stück Verständnis geerntet. Das Schnüffeln in
privaten E-Mails hingegen - den Bahnmitarbeitern war das Schreiben
persönlicher Mitteilungen ausdrücklich erlaubt -, kann nur empören.
Es ist moralisch verwerflich und verstößt gegen das Fernmeldegesetz.
Denn private Mails darf ein Arbeitgeber nicht lesen. Bei dienstlicher
Post ist das übrigens anders.
Besonders heikel ist der Vorwurf, Mails gelöscht zu haben. Was
logischerweise nach Lesen des Inhalts geschehen sein dürfte. Dass es
sich dabei um 30 000 Streikaufrufe der Lokführergewerkschaft
gehandelt haben soll, macht die Geschichte besonders pikant. Die
Bahnführung hat da einen Fehler begangen. Allerdings ist vorstellbar,
dass sie dafür bei vielen Menschen nicht nur Kopfschütteln
hervorruft. Denn die Frage, ob die Gewerkschaft für Streikaufrufe,
die ja dem Arbeitgeber schaden sollen, ausgerechnet die vom
Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Kommunikationsmittel benutzen
soll, lässt ungeachtet der juristischen Berechtigung Platz für heiße
Debatten.
Mehdorn wird seine Position nicht nur wegen seiner Fehler nicht
behalten. Denn im Jahr der Bundestagswahl ist der Bahnchef-Job
parteipolitisch viel zu wichtig geworden. Die SPD will Mehdorn vor
der Wahl ersetzen, die Union wollte dies danach mit einem
Wunschkandidaten tun. Doch dieser Fahrplan wird sich ändern.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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