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Börsen-Zeitung: Schwierige Geburt, Kommentar zum Weltfinanzgipfel von Angela Wefers

Geschrieben am 02-04-2009

Frankfurt (ots) - Der zweite Weltfinanzgipfel der Gruppe der
führenden 20 Wirtschaftsnationen (G 20) in London hat die Staats- und
Regierungschefs mehr Nerven gekostet, als sie selbst erwartet haben.
Sogar die britischen Gastgeber schienen vom Maß der Unstimmigkeiten
trotz ihrer sorgsamen Vorbereitung noch überrascht. Chefs,
Stellvertreter und Sherpas verhandelten die Nacht auf Donnerstag
durch und rangen noch bis kurz vor der Abschlusserklärung am
Nachmittag um einzelne Formulierungen in einer Erklärung, die nach
Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel "entscheidend für die
Zukunft der Welt" sein wird.

Obwohl die Kontinentaleuropäer weitere staatliche Ausgaben bremsen
wollten und das Kommuniqué auch keine Aufforderung zu neuen
Konjunkturpaketen enthält, lautet die Hauptnachricht des Gipfels:
neues Geld. Die enorme Summe von mehr als 1 Bill. Dollar soll
mobilisiert werden, um die ärmsten Länder über den Internationalen
Währungsfonds, die Weltbank und die multilateralen Entwicklungsbanken
zu stützen und zugleich dem Welthandel zu neuem Schwung zu verhelfen.
Die gleichzeitige Vereinbarung, auf eine nachhaltige Entwicklung der
Staatsfinanzen und Konsolidierung zu achten, tritt dahinter zurück.

In der Auseinandersetzung über den Grad von Regulierung und
Aufsicht über die internationalen Finanzmärkte gelang es Deutschland
und Frankreich mit weiteren Verbündeten, immerhin zu einer deutlichen
Sprache im Kommuniqué zu kommen, die über die Washingtoner Erklärung
hinausgeht. So sind systemisch relevante Hedgefonds ebenso explizit
in der Abschlusserklärung als erstmals zu beaufsichtigende
Marktakteure genannt, wie auch Ratingagenturen einer schärferen
Regulierung entgegensehen. Auch die Veröffentlichung einer schwarzen
Liste von Steueroasen fand Konsens. Dies sind jedoch nur erste
Schritte. Die Vorgaben müssen in der Praxis noch implementiert
werden.

Die offenkundig schwierige Geburt, die dieser Gipfel zu leisten
hatte, wirft die Frage auf: Ist die Welt schon reif, sich global zu
organisieren? Es wird sehr viel komplizierter in einer enger
vernetzten Welt. Das ist gewiss. Das Miteinander - auch unter der
Maßgabe verschobener Gewichte - muss noch weiter eingeübt werden. Ein
Anfang ist immerhin gemacht. Das hat die G 20 bewiesen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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