Lausitzer Rundschau: Ökonomische Wetterpropheten Wirtschaftsforscher legen Konjunkturprognose vor
Geschrieben am 23-04-2009 |
Cottbus (ots) - Kräht der Hahn auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter - oder es bleibt wie es ist. Die Meteorologen haben diesen alten Spottreim eigentlich nicht mehr verdient, denn das Wetter ist mittlerweile ganz gut vorhersagbar. Jedenfalls für eine Woche. Die Ökonomen aber wagen sogar Prognosen für die nächsten fünf Jahre. Obwohl sie es - neben nackten Zahlen - mit einer noch viel schwierigeren Materie zu tun haben: der Psychologie der Märkte und der Massen. Sie haben keinerlei Erfahrung mit der Krisenanfälligkeit einer voll globalisierten Wirtschaft. Sie kennen die Wechselwirkungen eines ausgeuferten Finanzsystems mit der Realwirtschaft nicht. Beides sind völlig neue Phänomene. Und trotzdem wagten die Institute gestern eine Prognose für das deutsche "Wirtschaftswachstum" in diesem Jahr: minus sechs Prozent. Und für nächstes Jahr: minus 0,5.Prozent. Und bis 2013: null Prozent. Um die Bemerkung hinterher zu schieben, es könne auch ganz anders kommen. Mit Verlaub: Diese Art von Wissenschaft ist ungefähr das Letzte, was das Land derzeit braucht. Soll man, ob für den privaten Haushalt oder als Kapitaleigentümer, jetzt investieren oder nicht? Vorgestern noch, bei steigendem Dax und überraschend positivem ZEW-Konjunkturbarometer wäre man geneigt gewesen, es zu tun. Gestern, nach der Gemeinschaftsdiagnose der "führenden" Wirtschaftsinstitute, schon nicht mehr. So werden die Minus sechs Prozent, die im Wesentlichen auf den schon eingetretenen Einbrüchen beruhen, zur selbst erfüllenden Prophezeiung. Das gilt zumal dann, wenn nächste Woche die Regierung diese Zahl übernimmt. Warum nennt man nicht Ross und Reiter, warum stellt man der Voraussage nicht das Bekenntnis voran, dass die weitere Entwicklung auch davon abhängt, was man politisch tut? Vor allen Dingen bei den Finanzmärkten, die noch immer außer Rand und Band sind. Apropos führend: Die Institute waren in den vergangenen Jahren immer vorne mit dabei, wenn es um das Loblied auf die freien Finanzmärkte ging. Und auch bei jeder neoliberalen Mode. Wo war die Forschung, die sich mit Risiken des Bankensektors beschäftigt hat, wo die Aufforderung an die Regierenden, dem Treiben Einhalt zu gebieten? Nun empfehlen die Institute die Verstaatlichung maroder Banken und einen Zwangsrettungsschirm. Politische Ratgeber, die den Daumen nur nach draußen halten, um zu registrieren, woher der Wind weht, braucht ebenfalls kein Mensch. Das können die Meteorologen eindeutig besser.
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