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Rheinische Post: Heimliches Schulgeld Kommentar Von Ulli Tückmantel

Geschrieben am 01-05-2009

Düsseldorf (ots) - Ein Schüler, der Nachhilfe in Anspruch nehmen
muss, ist in der Regel weder dumm noch faul. Der Mehrheit der
Nachhilfe-Schüler gelingt es schließlich nach Schulschluss, mit
erheblicher Mehrarbeit genau die Leistungen und Lernerfolge zu
erreichen, an denen sie sich zuvor in der Schule und zu Hause
vergebens abgemüht haben. Wenn statistisch jeder zweite Gymnasiast
mit professioneller Hilfe am Nachmittag nacharbeiten muss, was
bereits in der Unterrichtszeit erledigt werden sollte, dann stimmt ja
offensichtlich etwas nicht und zwar mit der Schule nicht, mit dem
Unterricht nicht, mit den Lehrern nicht und den Eltern nicht. Genau
so werden Verantwortung und Zuständigkeit für diese Misere in den
Diskussionen zwischen allen Beteiligten hin und her geschoben. Die
Folgen sind dramatisch: Wo Nachhilfe zum Massenphänomen wird, braucht
es keine Pisa-Studie mehr, um zu erklären, warum in Deutschland die
Bildungschancen eines Kindes vom Einkommen seiner Eltern abhängen.
Kinder, deren Eltern es sich leisten können, mit der Nachhilfe
faktisch ein heimliches Schulgeld zu bezahlen, schneiden selbstredend
besser ab. Ein Bildungssystem, das dies als Normalfall zulässt, gibt
in Wahrheit den Verfassungsanspruch auf Chancengleichheit in aller
Stille auf. Nicht die Schüler sollten Nachhilfe nehmen, sondern die
Bildungspolitik.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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