Rheinische Post: Lehrstück über unsere Schulen
Geschrieben am 03-03-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Jens Voss
Die Desi-Studie über die Englisch-Kenntnisse unserer Schüler ist in doppelter Hinsicht wertvoll. Zum einen offenbart sie einmal mehr einen bildungspolitischen Skandal: die Vernachlässigung der Hauptschulen. Fast ein Drittel der Englischlehrer dort hat ihr Fach nicht studiert - und sieht sich einer mit besonderen Problemen behafteten Schülerschaft gegenüber. Wie soll das gutgehen? Desi rückt eine Binsenweisheit in helles Licht: Gut qualifizierte Lehrer braucht das Land. Warum eigentlich glaubte man, bei Hauptschulen faule Kompromisse machen zu können? Den Lehrern, die dort heute Englisch unterrichten, ist kein Vorwurf zu machen - sie versuchen nur die Lücken zu stopfen, die eine falsche Personalpolitik aufgerissen hat. Zum anderen mündet die Desi-Studie erfrischend konkret in einer Analyse des Unterrichtsgeschehens. Auch darin leuchtet eine Binsenweisheit auf, die in den ideologisch geprägten Bildungsdebatten der Vergangenheit oft untergegangen ist: Auf den Unterricht kommt es an. Die Wissenschaftler betonen etwa, dass die Einbindung von Hausaufgaben in den Unterricht das Lernen fördert - daraus wird eine Anfrage an die Lehrerschaft: Wie werden denn nun Hausaufgaben in den Unterricht eingebettet - viel, wenig, gar nicht? Es sind solche Fragen, die unsere Schulen voranbringen. Die deutsche Bildungsdebatte ist im Klassenzimmer angekommen. Endlich.
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