Westdeutsche Zeitung: War die DDR ein Unrechtsstaat? = von Wibke Busch
Geschrieben am 11-05-2009 |
Düsseldorf (ots) - Es ist gut, dass wir uns im Jahr 20 nach dem Mauerfall wieder stärker mit der Geschichte der DDR befassen. Die Aussagen von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering sind allerdings anderen Anlässen geschuldet: den vielen Wahlterminen in diesem Jahr. Der Versuch Sellerings, um die Wähler im Osten zu werben, ist durchsichtig. Er ist aber auch falsch und führt zu einer hochgradig absurden Debatte. Falsch sind die Aussagen, weil die DDR ein Unrechtsstaat war. Oder wie anders soll man ein politisches System nennen, in dem es keine Meinungsfreiheit gab, in dem Menschen mit anderer Meinung bespitzelt, verfolgt und inhaftiert wurden, das seine Bürger hinter Mauer und Stacheldraht einsperrte und auf sie schießen ließ, wenn sie flüchten wollten? Es wird eine wichtige Aufgabe in diesem Jubiläumsjahr sein, an dieses Unrechtssystem zu erinnern. Auch und gerade, damit den Opfern durch das Vergessen ihres Schicksals nicht noch einmal Unrecht geschieht. Hochgradig absurd ist die von Sellering ausgelöste Debatte, weil es ihm nach eigenen Angaben um mehr Respekt gegenüber den Ostdeutschen geht. Wer aber das System mit den Menschen gleichsetzt, der würdigt ihre Leistung erst recht herab. Andererseits wirft nicht der, der die DDR einen Unrechtsstaat nennt, jedem Ostdeutschen vor, Unrecht getan zu haben. Zur Lebensleistung der Ostdeutschen gehört, dass auch sie nach dem Krieg wiederaufgebaut, dass sie sich etwas geschaffen haben, Familien gründeten, für ihre Kinder da waren, dass sie Freundschaften pflegten, liebten und lachten. Zu ihrer Lebensleistung gehört nicht zuletzt und ganz entscheidend, dass sie die Diktatur in einer friedlichen Revolution überwanden - und dass sie sich von 1989 an in ein völlig neues System einfinden mussten. Wenn wir es schaffen, 20 Jahre nach dem Fall der Mauer über einen Unrechtsstaat zu sprechen, an dessen Opfer zu denken, die Täter beim Namen zu nennen, und dennoch Lebensleistungen von Ostdeutschen anzuerkennen, dann hätten wir viel erreicht. Das Sahnehäubchen wäre, wenn uns dabei deutlich würde, wie dankbar wir dafür sein müssen - ungeachtet aller Probleme -, in einem demokratischen Rechtsstaat zu leben.
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