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Südwest Presse: Kommentar: KZ-Verbrechen

Geschrieben am 12-05-2009

Ulm (ots) - Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung", so
lautet ein vielzitierter Satz aus dem Talmud und er steht auch als
Losung über den anstehenden Prozess gegen den 89-jährigen
mutmaßlichen Nazi-Verbrecher John Demjanjuk. "Erinnerung" ist gewiss
nicht nur das rituelle Gedenken an die Verbrechen der Vergangenheit,
sondern auch weiter deren Aufarbeitung. Mord verjährt nicht und für
die Klärung, ob der mutmaßliche KZ-Mörder Demjanjuk schuldig ist oder
nicht, spielt sein Alter keine Rolle. Wird er verurteilt, kann beim
Strafmaß seine Gebrechlichkeit berücksichtigt werden, es kann Gnade
vor Recht ergehen.
Der Ruf nach Menschlichkeit im Zusammenhang mit einem ordentlichen
Gerichtsverfahren verbietet sich angesichts der zur Verhandlung
stehenden unmenschlichen Taten ohnehin von selbst. Der Wunsch, die
beschämende deutsche Vergangenheit endlich ruhen zu lassen, ertönt
häufig von Menschen, die selbst nie bereit waren, sich ihr ernsthaft
zu stellen und die sie deshalb bis heute nicht ertragen können.
Besonders ihnen sei die Talmud-Weisheit ans Herz gelegt.
Unmenschlich von der deutschen Gerichtsbarkeit war es eher,
Demjanjuk, über dessen Identität es seit den 70er Jahren klare
Erkenntnisse gibt, so lange unbehelligt zu lassen. Das Wissen über
die Vorgänge in den Vernichtungslagern der Nazis, das der Prozess
gegen ihn bringt, wäre viel ergiebiger gewesen, wenn ein Staatsanwalt
den Indizien konsequenter nachgegangen wäre.
Doch schon der Respekt vor den Opfern des Holocaust und ihren
Nachkommen gebietet es, die sich bietenden Chancen auch heute zu
nutzen.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
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Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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