Lausitzer Rundschau: Bessere Beratung für Schwangere / Zu kurz gegriffen
Geschrieben am 13-05-2009 |
Cottbus (ots) - Wohl kaum eine Frau wird sich die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch einfach machen. Wahr ist allerdings auch, dass immer weniger Kinder mit einer Behinderung zur Welt kommen. Aufgrund des medizinischen Fortschritts werden solche Handicaps bei der vorgeburtlichen Untersuchung immer besser erkannt. So liegt die Schlussfolgerung nah, dass sich Frauen wegen einer entsprechenden Diagnose womöglich auch unüberlegt dazu entschließen, auf ihr Kind zu verzichten. Dafür ist das geltende Abtreibungsrecht zwar nicht gedacht. Aber es lässt sich dafür nutzen. Der Bundestag hat nun nach langer kontroverser Debatte im Kern eine bessere Beratung der betroffenen Frauen beschlossen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Experten sagen zwar, dass es weniger an einer medizinischen Aufklärung mangelt. Allerdings lässt die psychosoziale Betreuung zu wünschen übrig, obwohl es dafür heute schon einen Rechtsanspruch gibt. Und sicher ist es auch sinnvoll, eine Bedenkzeit von wenigstens drei Tagen vorzugeben. Das Problem dieses Parlamentsbeschlusses besteht also nicht darin, was er verlangt, sondern darin, was er verschweigt: Auch die beste Beratung ist nur von begrenztem Wert, wenn die Gesellschaft ein Leitbild pflegt, in dem Behinderte praktisch nur am Rande vorkommen. Was zählt, sind Vitalität, Leistung und Erfolg. Ein gemeinsames Leben und Lernen von nicht-behinderten und behinderten Menschen hat hierzulande immer noch Seltenheitswert. Am Ende gehört für Eltern viel Mut und Kraft dazu, sich ein glückliches Leben mit behinderten Kindern vorzustellen. Genauso wichtig wie die vorgeburtliche Aufmerksamkeit wäre daher das Gefühl, auch dann nicht mit seinen Sorgen allein gelassen zu werden, wenn das behinderte Kind auf der Welt ist. Davon ist Deutschland leider weit entfernt.
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