 WAZ: Die Rentner und die Steuern - Überfordert - Leitartikel von Stefan Schulte
Geschrieben am 28-05-2009 |
Essen (ots) - Niemand hat vor, Millionen Rentner als
Steuerhinterzieher hinzustellen und ihnen aufs Dach zu steigen. Die
Finanzbeamten sicher nicht, die Politiker ganz sicher nicht. Das mag
übrigens eine Erklärung für den auffälligen Zufall sein, dass die
Finanzämter erst kurz nach der Bundestagswahl die Daten der
Rententräger erhalten.
Vielmehr ist die Politik dem Bundesverfassungsgericht gefolgt. Es
hat entschieden, die Bezüge von Beamten und Rentnern müssten gleich
besteuert werden. Das gerecht zu finden, fällt schwer. Aber die
Alternative, weder Pensionen noch Renten zu besteuern, wäre die
schlechtere gewesen.
Die nicht unkomplizierte, schrittweise Änderung der Rentensteuer
musste viele
ältere Menschen überfordern. Gerade
Bestandsrentnern, die in ihrem Ruhestand noch nie zum Finanzamt gehen
mussten, kann man kaum vorwerfen, dem Staat bewusst Geld
vorzuenthalten.
Die säumigen Beträge der Rentner mögen in den meisten Fällen gering
sein. Wer aber mehrere Jahre nachzahlen muss, dem tun auch kleinere
Beträge weh, die sich zu einem drei- oder vierstelligen Betrag
addieren. Eine Bagatellgrenze könnte das verhindern - und die
Finanzbeamten entlasten.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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