Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur HRE-Enteignung
Geschrieben am 02-06-2009 |
Köln (ots) - Rausgedrängt
MICHAEL BRAUN, Frankfurt, zur HRE-Verstaatlichung
So turbulent wie bei der Hypo Real Estate ging es selten zu auf dem Aktionärstreffen eines einst renommierten deutschen Unternehmens. Die Kleinaktionäre schrien sich die Wut von der Seele. Pfiffe, gar Tränen beherrschten die Versammlung. Auch so äußert sich gelebte Demokratie. Emotionen dürfen sein auf solchen Treffen.
Ihr Nachteil ist freilich, dass sie die Ursachen des Ärgers zudecken. Er speist sich bei den HRE-Aktionären aus zwei Quellen: aus der Wut über das frühere Management, das die Bank abgewirtschaftet hat, und aus der Wut über den Staat, der nun die Bank verstaatlicht. Managementfehler, gegen die niemand eingeschritten ist, auch die Bankenaufsicht nicht, gehörten zum Konzept der Bank. Denn sie hat ganz bewusst langfristig ausgereichte Kredite mit vielen hintereinander geschalteten kurzfristig laufenden Wertpapieren refinanziert. Weil "kurzes Geld" normalerweise billiger ist als langfristig gebundenes, war das viele Jahre ein gutes Geschäft. Dass es ein risikoreiches Geschäft ist, ist Bankern klar. Um ungestört missmanagen zu können, zog eine Tochter der HRE gar nach Irland, weil dort die Aufsicht laxer ist.
Managementfehler und solche in der europäischen Bankenaufsicht haben den Aktionären rund 90 Prozent ihres Einsatzes geraubt. Der Ärger ist verständlich: Aber es wären 100 Prozent Verlust gewesen, wäre der Staat nicht eingesprungen. Nun geht es darum, ob der Staat die Risiken trägt und mögliche Früchte der Hilfe alleine erntet. Der Staat bejaht das, weil nur mit seiner Hilfe die Bonität der Bank steige, die Kosten der Refinanzierung sänken und nur so das Geschäft wieder laufe. Die Aktionäre meinen, es genüge eine dominierende Staatsbeteiligung von 75 Prozent plus einer Aktie.
Der Staat hätte die Altaktionären von künftigen Risiken und Chancen nicht entbinden sollen. Rausgedrängt werden sollten die Kleinaktionäre nur, wenn sie offenkundig Obstruktion betreiben, die Bank etwa mit Klagen lahm legen. Aber das Rechtsgut Eigentum ist zu wichtig, um es wegen einer Hypo Real Estate zu beschädigen.
Originaltext: Kölnische Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2
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