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Neue Westfälische: KOMMENTAR Bildungsstreik Es gibt genügend Anlass BERNHARD HÄNEL

Geschrieben am 15-06-2009

Bielefeld (ots) - Die Wortwahl ist schon ein wenig verwegen:
Bildungsstreik. Das klingt kämpferisch, drückt aber nicht die
Durchsetzungskraft der vermeintlich Streikenden aus. Schüler,
Auszubildende und Studierende sind zwar eine der wichtigsten Gruppen
einer Gesellschaft, ihre Belange und Interessen aber können sie
genauso wenig kraftvoll artikulieren wie Arbeitslose oder etwa
Alleinerziehende.
Deutschlands Nachwuchs begehrt auf gegen die Vernachlässigung seiner
Interessen. Er wehrt sich gegen die ihm von Politikern und Ökonomen
zugewiesenen Rolle des Humankapitals. Dagegen setzen sie die
Forderung nach gleichem Recht auf Bildung für Alle. Ein höchst
humaner Ansatz, der für die demokratische Gesinnung der Jugendlichen
spricht; schließlich leiten sich die Menschenrechte nicht aus
ökonomischen Zwängen her.
Doch auch ökonomisch betrachtet machen die Aktionen des
Bildungsstreiks Sinn. Deutlich unter sechs Prozent des
Bruttoinlandsprodukts gibt Deutschland für die Bildung aus. Viel zu
wenig, räumten auf dem Bildungsgipfel im Herbst die Bildungspolitiker
ein und beschlossen eine Steigerung auf zehn Prozent für Bildung,
Forschung und Entwicklung. Doch der Weg dorthin ist lang und droht
unterbrochen zu werden durch die Krise der Ökonomie. Die Gefahr ist
groß, dass nach der Bundestagswahl die Beschlüsse einkassiert werde,
denn Bildung ist teuer.
Die Jugend aber fordert zu Recht die Wertschätzung ein, die ihr
verbal von der Gesellschaft zugesprochen wird. Das fängt im Alltag
an. Durch die Schulzeitverkürzung etwa wurde die Belastung der
Schüler enorm gesteigert. Studierenden geht es kaum anders. Und um
die Zukunft der Auszubildenden sieht es wenig rosig aus. Es gibt also
genügend Anlass zum Protest. Seien wir froh, dass Jugendliche ihre
Forderungen artikulieren und unterstützen sie dabei nach Kräften.
Kinder sind schließlich unsere Zukunft.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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