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Medienmacher stellen Newsroom-Konzept in Frage

Geschrieben am 16-06-2009

Hamburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Print- und Onlinejournalisten sollten bei der redaktionellen
Arbeit mehr auf Distanz zueinander gehen. Die Vermischung beider
Arbeitsweisen sei keine Antwort auf die Medienkrise und den
Qualitätsverlust vieler Zeitungen. So lautet ein Fazit des gestrigen
media coffees der dpa-Tochter news aktuell. Unter dem Titel "Gewinner
und Auslaufmodelle - Wer profitiert von der Medienkrise?"
diskutierten gestern in München etwa 250 PR-Fachleute und
Journalisten im Haus der Bayerischen Wirtschaft. Moderiert wurde die
Veranstaltung von Kommunikationsberater und Autor Dr. Andreas Knaut.

"Meiner Meinung nach gehören Online und Print weiterhin getrennt",
sagte Verleger Dr. Dirk Ippen. Der Chef des Münchener
Zeitungs-Verlags betonte, dass die Arbeitsweise der Redakteure so
unterschiedlich sei, dass sie sich kaum gegenseitig befruchte.
Während es im Online-Journalismus auf die Geschwindigkeit und die
fortlaufende redaktionelle Begleitung eines Ereignisses ankomme,
stehe im Print mehr die Analyse und Gewichtung im Mittelpunkt.
Unterstützt wurde Ippen in dieser Auffassung von Chefredakteur Hans
Werner Kilz von der Süddeutschen Zeitung und dem Leiter der
LeadAcademy Markus Peichl. Ippen, in dessen Verlag unter anderem der
Münchener Merkur und das Boulevardblatt tz erscheinen, forderte die
Branche insgesamt auf, wirtschaftlicher zu arbeiten. "Ich behaupte,
dass alle Verlage in Deutschland noch viel Potenzial haben, ihre
Produktionsabläufe schlanker zu gestalten." Von dieser Sichtweise
nahm er weitere Einsparmaßnahmen in den Redaktionen allerdings
ausdrücklich aus. "Wir brauchen mehr denn je Qualitätsjournalismus."

Auch Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung,
analysierte, dass das Geschäftsmodell Zeitung weit reichenden
Änderungen unterworfen ist. "Die Vertriebserlöse sind in diesem Jahr
wahrscheinlich erstmals höher als die Anzeigenerlöse." Auch die
allgemein gültigen Praxis, die Auflagenzahlen hoch zu setzen, indem
man Fluggesellschaften und anderen Freiexemplare zur Verfügung
stellt, stehe zur Disposition. "Bord- oder Hotelexemplare sind teuer,
das kostet letztendlich nur Geld. Abo und Einzelverkauf dagegen
steigen noch bei der Süddeutschen." Trotz aller aktuellen
Schwierigkeiten hat Kilz seinen Optimismus für die Branche aber nicht
verloren. "Sterbende Regionalzeitungen hat es in Deutschland immer
gegeben. Und die Vielfalt wird auch in Zukunft weiter zurückgehen.
Aber Journalismus bleibt in jedem Fall ein Geschäftsmodell - ob auf
Papier oder nicht."

Markus Peichl, Leiter der einflussreichen LeadAcademy, die
jährlich die innovativsten Objekte aus Print und Online prämiert,
äußerte scharfe Kritik an der Medienbranche. Wichtige Entwicklungen
seien lange ignoriert worden. "Wenn man schon vor sechs oder sieben
Jahren eingegriffen hätte, dann wäre die Branche jetzt besser gegen
die Krise gewappnet", konstatierte Peichl. Einer seiner
Hauptkritikpunkte ist die Fixierung der Medienmanager auf reine
Auflagen- und Klickzahlen. "Ich bin der Meinung, dass ein grundlegend
neues Verhältnis zwischen Verlag und Anzeigenkunde notwendig ist. Wir
brauchen ein neues Instrumentarium und neue Bewertungskriterien,
vielleicht eher so etwas wie den 'emotional value' einer
Zeitschrift." Insgesamt aber räumte Medienexperte Peichl ein, dass
bisher keine konkreten Konzepte für eine wirtschaftlich erfolgreiche
Zukunft der Medienbranche vorlägen. "Wir müssen die Quadratur des
Preises hinkriegen, um diese Branche zu retten: Mit weniger Geld mehr
Qualität zu produzieren. Ich sehe heute noch keine Antworten darauf."

Abseits vom Tagesgeschehen nahm Wolfgang Blau die Situation der
Branche unter die Lupe. Letztendlich, so der Chefredakteur von ZEIT
ONLINE und tagesspiegel.de, sei das Modell der gedruckten
Tageszeitung veraltet. "Das Konzept der Zeitung stammt aus dem
Industriezeitalter. Ein gemeinsames Produkt für alle - egal ob jung
oder alt. Das Internet dagegen gibt uns unglaubliche Möglichkeiten
der Ausdifferenzierung." Für einen grundlegenden Wandel der Medien
hin zu einer erfolgreichen Zukunft sei vor allem ein
Bewusstseinswechsel bei den Redakteuren notwendig. "Einer der
wichtigsten Schritte für Journalisten ist es, das eigene
Rollenverständnis in Frage zu stellen. Viel mehr Moderator sein, mit
dem Leser auf Augenhöhe diskutieren. Ich glaube wir haben heute schon
fast eine verlorene Generation." Blau interpretiert dann auch die
Medienkrise als einen Reinigungsprozess für die Branche. "Vielleicht
ist diese Krise sogar sinnvoll, weil sie einen notwendigen Prozess
beschleunigt", argumentierte der Online-Journalist. Trotz alle
Probleme blickt Blau voller Spannung auf die nächsten Jahre. "Es gibt
keine bessere Zeit, Journalist zu werden als heute. Es gibt so viele
fantastische neue Möglichkeiten."

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Originaltext: news aktuell GmbH
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6344
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6344.rss2

Pressekontakt:
news aktuell GmbH
Leiter Unternehmenskommunikation
Jens Petersen
Telefon: 040/4113 - 32843
Fax: 040/4113 - 32855
petersen@newsaktuell.de


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