Rheinische Post: Der Iran nach der Wahl Von Martin Bewerunge
Geschrieben am 16-06-2009 |
Düsseldorf (ots) - Der dünne demokratische Anstrich blättert in diesen Tagen vollends ab von der Islamischen Republik Iran. Zum Vorschein kommt die autoritäre Diktatur, zu der Mahmud Ahmadinedschad die Führung des Landes in den zurückliegenden vier Jahren ausgebaut hat. Brutal lässt der zweifelhafte Sieger der Präsidentenwahl denn auch die schwersten Proteste im Iran seit der Revolution vor 30 Jahren niederknüppeln. Die Presse darf nicht mehr frei berichten. Regime-Gegener werden eingeschüchtert. Die Wahl wird nicht annulliert. Die Machtverhältnisse im Iran waren immer schwer zu durchschauen, aber auch das wird deutlich in diesen Tagen: Die Zeit eifriger religiöser Debatten im Land scheint vorbei. Die Mullahs sind dem Volke fern wie nie. Die Geistlichkeit und den Staatspräsidenten eint lediglich eine tief empfundene gegenseitige Abneigung. Zusammen mit den Revolutionswächtern hat Ahmadinedschad den Iran bis auf Weiteres fest im Griff. Auch deshalb, weil es in der Bevölkerung bislang zwar eine starke Protest-, aber keine mächtige Oppositionsbewegung gibt. Zu sehr zerfällt die Gesellschaft noch in verschiedene Lager. Selbst Ahmadinedschad aber muss erkennen, dass der Iran nach dieser Wahl nicht mehr derselbe ist. Vielleicht ahnt er, dass etwas begonnen hat, was sich irgendwann vielleicht nicht mehr aufhalten lässt.
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