Rheinische Post: Der Seehofer-Faktor Kommentar Von Gregor Mayntz
Geschrieben am 14-07-2009 |
Düsseldorf (ots) - Hundert Tage vor der Wahl hatten sie sich vorgenommen, jetzt bloß alles richtig zu machen, die große Einigkeit zu beschwören, damit es mit der CDU-CSU-FDP-Regierung am 27. September endlich klappt. Jetzt sind es noch fünfundsiebzig Tage bis zur Wahl, und CDU und CSU fallen in der Europa-Frage derart übereinander her, dass sich die SPD fast schon Hoffnung machen kann, die Blicke von ihrer eigenen Malaise abwenden zu können. Über die Frage, ob die Vorgaben des Verfassungsgerichtsurteils nur 1:1 umgesetzt werden oder ob Bundestag und Bundesrat die Regierung auf Brüsseler Verhandlungsparkett an die kurze Leine nehmen sollen, haben sich Merkel und Seehofer verkracht. Vor Merkels zweiter Amtszeit steht der Seehofer-Faktor. Sie braucht ein starkes CSU-Ergebnis für einen Unionssieg. Er aber bleibt unberechenbar, weil für ihn Bayern und vor allem er selbst an erster Stelle kommen. Bei der CSU-Klausur im Kloster Banz machte Merkel gestern ihre Position in der Europa-Frage ungeschönt klar, sandte jedoch gleichzeitig Signale für eine Verständigung. Nicht von ungefähr ist Merkel binnen fünf Tagen viermal in Bayern, sucht den Schulterschluss. Das kostet Seehofer aus - und bleibt doch für jede Überraschung gut.
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