Westdeutsche Zeitung: Ein "Senioren-Tüv" ist Unsinn = Von Eberhard Fehre
Geschrieben am 21-07-2009 |
Düsseldorf (ots) - Es ist wieder einmal ein Thema, das nach einfachen Lösungen zu schreien scheint: die Alten und ihr Führerschein. Nachdem ein fast 80-Jähriger - offenbar nach einem Schwächeanfall - ungebremst in einen Schützenzug raste und dabei zwei Menschen tötete, sieht der verkehrspolitische Sprecher der Grünen in dieser gesamten Generation "eine Zeitbombe", die nun der Bundestag mit gesetzgeberischen Mitteln zu entschärfen habe. Sollten wir also älteren Menschen den Führerschein sicherheitshalber einfach wegnehmen? Oder sie doch zumindest einem regelmäßigen "Senioren-Tüv" unterziehen, bevor wir sie weiter ans Steuer lassen? Sagen wir: ab 55 oder 66 oder auch 70 Jahren? Vielleicht aber, auch das ein Vorschlag, sie nur noch im Umkreis von 20 Kilometern auf die Straße lassen, weil die alten Zausel sich da ja schließlich seit Jahrzehnten wie in ihrer Westentasche auskennen? Die Statistik allein gibt für solche radikalen Maßnahmen nur wenig her. Tatsächlich sind die über 65-Jährigen nur für zehn Prozent aller Unfälle mit Verletzten und Toten verantwortlich, obwohl sie 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie fahren aber viel weniger, sagen dann die Befürworter von Restriktionen, und die über 80-Jährigen zögen beim Unfallverhalten mit den Fahranfängern, den unbestritten gefährlichsten Verkehrsteilnehmern, wieder gleich. Für Pflichtuntersuchungen, die vor dem Verfassungsgericht Bestand haben sollten, reicht das aber wohl nicht. Das kollidiert sehr schnell mit dem Diskriminierungsverbot. Ein Problem hört jedoch nicht auf, ein Problem zu sein, nur weil wir an den juristischen Hürden scheitern. Und wer wollte leugnen, dass es auch ältere Verkehrsteilnehmer gibt, die selbst nicht einmal mehr registrieren, welche Gefahr sie für sich und andere darstellen? Bei dem einen kann dieser Punkt mit 60 kommen, bei dem anderen erst Mitte 80, je nach biologischer Disposition. Hier sollte nach individuellen Lösungen gesucht werden, bis hin zum Fahrverbot natürlich, wenn diese Menschen auffällig werden. Denn Appelle an die Eigenverantwortung allein, das wissen wir, fruchten meist nur bei denjenigen, die sich sowieso verantwortungsbewusst verhalten hätten. Was übrigens keineswegs eine Frage des Alters ist.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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