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Westdeutsche Zeitung: Integration und Identifikation = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 14-07-2006

Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung mag gestern zum ersten
Integrationsgipfel gerufen haben. Die größte Demonstration zur
Integration haben wir aber bereits hinter uns: die
Fußballweltmeisterschaft. Da haben nicht nur die Fans aus aller Welt
Freunde gefunden. Hunderttausende ausländischer Mitbürger haben sich
in den vergangenen Wochen hinter die deutsche Mannschaft gestellt und
schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt.

Das Beispiel zeigt, dass Integration nicht in der Beliebigkeit von
Multi-Kulti gedeiht, sondern mit Angeboten zur Identifikation. Ob wir
das Leitkultur nennen sollten, ist nebensächlich. Die
Integrationspolitik in Deutschland hat jedenfalls Jahrzehnte darunter
gelitten, dass wir wegen unseres gebrochenen Selbstbildes nicht
darauf bestanden haben, dass die Migranten, die zu uns kommen auch
bei uns ankommen. Der Schlüssel dazu sind Sprache und Bildung. Es ist
deshalb nur legitim darauf zu bestehen, dass Zuwanderer deutsch
lernen. Wer sich dem bewusst entzieht, muss auch mit Sanktionen
belegt werden können. Ein verpflichtendes Kindergartenjahr könnte die
größten Sprachprobleme in der Grundschule beheben was nicht nur
vielen ausländischen Kindern helfen würde. Hier wird der Weg für die
gesamte Schulkarriere vorgezeichnet. Es gibt viele gute Ideen, für
die es vielleicht auch Gesetze und Verordnungen, vor allem aber
ausreichende Mittel braucht.

Über die Integrationsdebatte sollte die Bundesregierung allerdings
eines nicht aus dem Blick verlieren: Wie können wir hochqualifizierte
Menschen aus aller Welt gezielt nach Deutschland locken? Auch hierfür
hat die WM ein ideales Klima geschaffen. Nun müssen Politik und
Wirtschaft gemeinsam Konzepte entwickeln. Nach der verunglückten
Greencard gehört dieses Thema endlich wieder auf die Tagesordnung.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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