Südwest Presse: Kommentar zu Schreiber
Geschrieben am 03-08-2009 |
Ulm (ots) - Zehn Jahre lang haben alle gehofft, dass endlich Gerechtigkeit ein- und deshalb Karlheinz Schreiber nach Deutschland zurückkehren möge. Nun ist er da und die Angst geht um: Der einstige Waffenlobbyist, die Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre, nervt die politische Szene, noch bevor sein Verfahren überhaupt begonnen hat. Kein Problem für die CSU, gibt sich deren Chef Horst Seehofer gelassen. So gelassen, dass es schon wieder auffällt. Kein Prozessbeginn vor der Bundestagswahl, sagt die Staatsanwaltschaft. Strafverfahren dauern. Doch warum ist der Wahltermin so entscheidend? Der Verdacht drängt sich auf: In der Union bekommen einige kalte Füße, und das, obwohl außer Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) keiner der Beteiligten der Affäre mehr im politischen Rampenlicht steht. Die Union, so scheint es, soll erst von der Vergangenheit eingeholt werden, wenn sie an der Macht ist. Und die SPD will die Chance nutzen, von ihrem Umfragetief abzulenken - mit Schreiber als Vehikel. Ob das alles funktioniert, wie es sich die Parteistrategen wünschen, ist offen. Denn ob und was Schreiber erzählt, bestimmt allein er selbst. So ist es nach wie vor er, der die Strippen zieht, den Politikern bleibt die Ohnmacht - egal, ob sie selbst ein schlechtes Gewissen haben oder ihren Gegnern Verfehlungen nachweisen wollen. Auf diese Erkenntnis haben sie zehn Jahre lang gewartet - und Schreiber winkt dazu lässig aus dem Wagen.
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