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WAZ: Opel-Krise - Du sollst nicht (mit Amerikanern) zocken. Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 24-08-2009

Essen (ots) - Was eigentlich hat Opel heute noch mit Opel zu tun?
Ohne Bundesregierung und Länder mit Opel-Standorten steckte der
Autobauer heute mitten in einem Insolvenzverfahren. Was das mit den
Absatzzahlen gemacht hätte, lässt sich nur vermuten. Nicht wenige
Experten sagen, dass sich dann die Autos mit dem Blitz wegen der
Gewährleistungs- und Ersatzteilproblematik nicht mehr verkaufen
lassen. Jedenfalls, wenn das Verfahren, an dessen Ende ein
sanierungsfähiges Unternehmen stehen soll, länger als vier oder fünf
Monate dauert.

Also hat sich die Politik auf den Holzmann-Weg begeben, hat vor
dem Hintergrund von Wirtschaftskrise und dem Desaster bei der
Muttergesellschaft GM entschieden, Opel mit Steuergeld eine Brücke in
die Zukunft zu bauen: 1,5 Milliarden Euro als Kredit, um das
Überleben bis zum Einstieg eines Investors zu sichern; drei
Milliarden Euro Bürgschaften für den Fall, dass Magna Jobs und
Standorte weitgehend erhält. Die Bundesregierung hat sich damit
zugleich mit dem Rücken an die Wand gestellt. Jedem, nicht nur GM,
auch den Investoren war klar, dass die Politik die Arbeitsplätze
retten will - zu fast jedem Preis, schließlich herrscht Wahlkampf.
Die Verhandlungsposition war denkbar schlecht. Da halfen auch die
mühsamen Versuche von zu Guttenberg nicht, der mit der Insolvenz
spielte.

Im Gegenteil ging wertvolle Zeit verloren. Zwischenzeitlich hat
US-Präsident Obama 60 Milliarden Dollar in GM gepumpt, einen
Aufsichtsrat installiert, der bereit ist, seine Interessen kühl
durchzusetzen. Der nationale wirtschaftliche Nutzen stand in den USA
immer ganz vorne an, Marktwirtschaft hin oder her. Und nun sieht man
sich in der glücklichen Lage, vom deutschen Steuerzahler 1,5
Milliarden Euro Kredit für die deutsche Tochter erhalten zu haben. Es
wäre naiv zu glauben, die Amerikaner würden einen Moment zögern,
diesen Vorteil mitzunehmen und Opel nach der Wahl in die Insolvenz zu
schicken. Die Werksstilllegungen, Kündigungen und
Pensionsverpflichtungen gingen zu Lasten Deutschlands. "Opel neu"
ginge für kleines Geld zurück an die Stiefmutter GM, die das Elend
erst verursacht hat - was für ein Szenario!

Die Moral von der Geschicht': Du sollst nicht zocken, schon gar
nicht mit Amerikanern. Der Ärger der Bundesregierung ist
verständlich, mehr noch der der Beschäftigten. Schließlich sind die
Berliner Verhandlungsführer nicht unschuldig an der Lage. Es wird
sich zeigen, ob Merkel und Steinmeier genug Einfluss haben, den
Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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