(Registrieren)

Aut-idem und identische Packungsgröße / Identisch heißt nicht gleich

Geschrieben am 31-08-2009

Berlin (ots) - Dass die Mathematik nicht zu den Stärken der
Rechtswissenschaftler gehört, ist hinlänglich bekannt und wird auch
von den Juristen selbst nicht bestritten. Das Rechtsgutachten von
Prof. Dr. Kingreen im Auftrage der AOK tritt dafür den Beweis an.
"Iudex non calculat": Folgt man Kingreens Argumentation, wäre eine
Packung mit 56 Tabletten von der Größe her identisch mit einer, die
100 beinhaltet.

Hintergrund ist der Rabattvertrag zum Wirkstoff Omeprazol, für den
die AOK den Zuschlag an einen Hersteller erteilt hat, der die
Normgröße N3 in einer Packungsgröße von 98 Tabletten anbietet. Das
Problem: Um den Austausch in den Apotheken zu ermöglichen, muss die
Packungsgröße des abzugebenden Arzneimittels "identisch" mit dem
verordneten sein. So schreibt es das Gesetz vor. Stehen 100 Tabletten
auf dem Rezept, darf der Apotheker dem Patienten also die 98er
Packung nicht abgeben. 98 sind eben nicht 100. Der Rechtsgutachter
Prof. Dr. Kingreen sagt aber: Doch!

Mit einer Hilfsargumentation kommt der Gutachter zu einem anderen
Ergebnis: Nicht die Zahl der Tabletten, sondern die Normgröße sei
entscheidend. Eine N3-Packung dürfe daher gegen jede andere
N3-Packung eines wirkstoffgleichen Arzneimittels ausgetauscht werden.

Kingreens Auslegung wird Ärzte und Apotheker, Mathematiker und
Patienten in mehr als nur Erstaunen versetzen. So gibt es Hersteller,
die Omeprazol in der Normgröße N3 sowohl in Packungen mit 60 als auch
mit 100 Kapseln anbieten. Bei einem Hersteller beinhaltet die
N3-Packung sogar nur 56 Tabletten. Und das ist nach Adam Riese nur
knapp mehr als die Hälfte von 100. Der Patient kann mit dieser
Packung daher auch nur die Hälfte der Zeit versorgt werden.

Bislang beruht das sogenannte Aut-idem-System, das den Austausch
in der Apotheke regelt, auf klaren Grundsätzen. Wenn der Arzt dem
Apotheker gestattet, ein anderes wirkstoffgleiches Arzneimittel
abzugeben als das, was er verordnet hat, dann kann er darauf
vertrauen, dass es sich um den gleichen Wirkstoff, die gleiche
Wirkstärke, Darreichungsform und natürlich die identische
Packungsgröße, das heißt die gleiche Menge an Tabletten handelt. Laut
Prof. Kingreen war dieses Vertrauen nicht gerechtfertigt.

Thomas Porstner, Pressesprecher und Justiziar des
Branchenverbandes Pro Generika, erklärt hierzu: "Wir haben uns ja
inzwischen daran gewöhnt, dass die Krankenkassen wesentliche
Grundsätze des Arzneimittelrechts ändern wollen, damit ihre
Rabattverträge problemlos umgesetzt werden können. Dass ein Gutachter
aber jetzt die Grundrechenarten ändern will, ist neu. Zur Umsetzung
und Nachahmung zu Lasten der Patienten und Verordner ist dies ganz
sicher nicht empfohlen."

Originaltext: Pro Generika e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54604
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54604.rss2

Pressekontakt:
Thomas Porstner
Pressesprecher
Tel.: 030/8161609-40
info@progenerika.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

221841

weitere Artikel:
  • Ab dem 1. September gibt es 330 Euro bar für den Einbau von Dieselrußfiltern Berlin (ots) - Ab 1. September können Anträge für die 330 Euro Barförderung für Dieselrußpartikelfilter gestellt werden - Deutsche Umwelthilfe empfiehlt allen Dieselautobesitzern, so schnell wie möglich nachzurüsten, da die Barförderung auf 200.000 Autos begrenzt ist Ab dem 1. September können die Besitzer eines Dieselfahrzeugs die Barförderung von 330 Euro für den Einbau eines Rußpartikelfilters stellen. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH), fordert alle Dieselfahrer auf, so schnell wie möglich mehr...

  • Bundeswahlleiter fordert restriktiven Umgang mit Ergebnissen von Nachwahlbefragungen Wiesbaden (ots) - Aus aktuellem Anlass weist der Bundeswahlleiter nochmals darauf hin, dass die Vorabveröffentlichung der Ergebnisse von Nachwahlbefragungen (sogenannten Exit polls) bei der Bundestagswahl einen gravierenden Verstoß gegen das Bundeswahlgesetz darstellt. "Egal, ob über Twitter oder über andere Informationswege, die Rechtslage ist eindeutig: Vor Schließung der Wahllokale dürfen keine Ergebnisse von Wählerbefragungen nach der Stimmenabgabe veröffentlicht werden", sagte Bundeswahlleiter Roderich Egeler zu den gestern in der mehr...

  • BPI: AOK - Arzneimittel Ohne Kontrolle Berlin (ots) - Mit zwei Gutachten versucht die AOK ihre Auslegung des Aut Idem Begriffs rechtlich zu untermauern. Dieser Versuch ist gründlich daneben gegangen. So kommt das von der AOK Baden-Württemberg vorgestellte Hauptgutachten zu dem Schluss, dass es gewichtige Gründe für die Haltung der pharmazeutischen Industrie gibt, dass die Aut Idem Regelung nicht weiter ausgelegt werden darf. "Dieser für die Ortskrankenkassen vernichtende Schlusssatz im selbstfinanzierten Gutachten, sollte den Kassenfürsten zu denken geben und vor allem Ärzte mehr...

  • "Jetzt muss für den wirtschaftlichen Aufschwung gekämpft werden" Berlin (ots) - Kurt J. Lauk: "Jetzt muss für den wirtschaftlichen Aufschwung gekämpft werden" Nach den Wahlen in Sachsen, Thüringen, im Saarland und in NRW erklärt der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU, Kurt J. Lauk: "Linksbündnisse in den Ländern hätten verheerende Auswirkungen auf die Exportnation Bundespolitik Deutschland und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Auch in der Regionalpolitik müssen schließlich entscheidende Weichen für mehr Wachstum und damit Beschäftigung gestellt werden. Wer das nicht bedenkt, handelt mehr...

  • Ban Ki-Moon dankt den SOS-Kinderdörfern für geleistete Arbeit (Mit Bild) Alpbach/München (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Beim "Europäischen Forum Alpbach" in Österreich trafen sich UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und Richard Pichler, Generalsekretär von SOS-Kinderdorf International. Der Dank Ban Ki-Moons an die Organisation und seine Unterstützung für die Aufnahme neuer Kinderrechts-Standards in die UN-Konvention standen im Mittelpunkt des Gesprächs. Im Tiroler Bergdorf Alpbach bedankte sich gestern Ban Ki-Moon bei Richard mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht