Berliner Morgenpost: Das Ende der großen Koalition - Kommentar
Geschrieben am 31-08-2009 |
Berlin (ots) - Das Wunderbare an diesem Wahlergebnis ist, dass die Damen und Herren Parteipolitiker jetzt Nägel mit Köpfen machen können. Die SPD mit den Linken, die CDU mit FDP und Grünen, die CDU mit der SPD, auch mal mit der FDP, ganz wie es beliebt in Thüringen, dem Saarland und Sachsen. Es gibt immer mehr als eine Option, und fast jede derzeit bundesweit einigermaßen realistische Bündnismischung hat in mindestens einem der drei Länder eine Chance. Ein kleines politisches Chemielabor. Wenn alle Beteiligten einigermaßen zu Potte kommen beim Experimentieren, dann könnten die in den Ländern erzielten Ergebnisse dem geneigten Bundestagswähler durchaus Fingerzeige geben, wohin es denn nun gehen soll mit dieser Republik. Links. Rechts. Oder doch lieber weiter so? Das weniger Wunderbare ist, dass diese Bundestagswahl schon in vier Wochen stattfindet. Und bis dahin kann man sich auch locker tot stellen. Oder so tun, als würde man sich Gedanken machen über die Zukunft seines Bundeslandes, ohne dass dabei irgendetwas klarer wird. Und dann mal gucken, was so rauskommt am 27. September. Danach ließe sich dann sicher viel rücksichtsloser Regierung bilden als zuvor. Man müsste jedenfalls nicht bedenken, was das eigene Handeln wohl für Folgen hätte für den Wahlkampf der anderen. Wenn wir uns nicht sehr täuschen in unseren politischen Akteuren, dann ist die Option Abwarten für sie ziemlich attraktiv. Andererseits kann man aus den Wahlergebnissen vom Sonntag auch ohne finale Koalitionsbildung vor Ort ein paar Schlüsse ziehen, die einem behilflich sein können am 27. September. Der wichtigste vielleicht: Es gibt keine "große Koalition" mehr. Dazu ist mindestens die SPD viel zu klein geraten mittlerweile. Das Argument, eine Koalition zwischen Union und SPD könne immer nur eine Notlösung für vier Jahre sein - eine der politischen Grundweisheiten der Bundesrepublik -, ist aus heutiger Sicht überholt. Eine starke Opposition, keine Frage, gibt es künftig auch ohne SPD oder Union. Schwarz-Rot wird somit zu einer Koalition von vielen möglichen. Eine Erkenntnis übrigens, die Angela Merkel und Frank Walter Steinmeier im Grunde ihres Herzens gar nicht unsympathisch sein dürfte und über die zu sprechen sein wird nach der Bundestagswahl. Zweitens, nicht wirklich überraschend: Rot-Grün ist platt, diese Möglichkeit, an die Macht zu kommen, ist so meilenweit entfernt von der Wählerwirklichkeit, dass sie noch nicht mal mehr erwähnt werden wird in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs. Ziemlich bitter für SPD wie Grüne, die ja immer noch mit Spitzenpersonal durch die Gegend laufen, die genau dafür immer wieder die Köpfe hingehalten haben. Müntefering, auch Steinmeier, Trittin, Künast, Roth kämpfen ihren letzten Kampf. Ohne Regierungsbeteiligung dürfte der Druck groß werden, die vorderen Plätze zu räumen für die folgende Generation, die, kein Zweifel, den Namen Rot-Rot-Grün tragen würde. Eine Aussicht im Übrigen, die auch manchen, der heute Schwarz-Gelb favorisiert, noch nachdenklich machen könnte.
Originaltext: Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
Pressekontakt: Berliner Morgenpost Telefon: 030/2591-73650 bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
221983
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Zum Ende der RUNDSCHAU-Porträtserie 20 Jahre Mauerfall Herausforderung einer Diktatur Cottbus (ots) - Die Diskussion über die DDR ist noch lange nicht zu Ende, sie beginnt erst richtig. Das haben auch viele Reaktionen auf die RUNDSCHAU-Porträtserie zum Mauerfalljubiläum gezeigt. 20.Jahre sind genug Zeit, um mit klarem Blick auf den untergegangenen ostdeutschen Staat zu schauen. Lebensgeschichten, wie die der zwölf Lausitzer, die die RUNDSCHAU in den vergangenen Wochen vorgestellt hat, leisten dazu einen wichtigen Beitrag, denn sie vermitteln wichtige Erkenntnisse. Es gab nicht das eine DDR-Leben, das gut oder schlecht war. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zum Wahlkampf der Bundeskanzlerin Weg mit der klaren Unklarheit Cottbus (ots) - Gewiss, auf den ersten Blick sind es die üblichen Verdächtigen, die nun von Angela Merkel bis zur Bundestagswahl mehr Leidenschaft und klarere, inhaltliche Kante fordern. Aber: Die Kanzlerin begeht einen großen Fehler, wenn sie nach den dramatischen Einbrüchen ihrer Partei bei den Landtagswahlen im Saarland und in Thüringen die aufkommende Kritik erneut nur als Gemurre einiger Frustrierter abtut. Denn nun steht das Prinzip Merkel an sich wieder infrage. Und das ausgerechnet im Schlussspurt des Wahlkampfes. Bei fast allen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zum Rücktritt des sächsischen SPD-Chefs Thomas Jurk Trugschluss mit Folgen Cottbus (ots) - Thomas Jurk gilt als Urgestein der sächsischen SPD. Er hat die Sozialdemokratie im Freistaat 1989 mit aus der Taufe gehoben. In den 20.Jahren seines politischen Wirkens war der Funkmechaniker aus Weißkeißel stets Mitglied der Landtagsfraktion. Er erhielt das Vertrauen als agrar- und finanzpolitischer Sprecher - immer unter der Dominanz einer beinahe übermächtigen CDU. Seinen größten politischen Erfolg feiert der mit seiner Partei zunächst zur ewigen Opposition im Freistaat verbannte Lausitzer, als er als SPD-Landeschef mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Energie / Energiesparlampen Osnabrück (ots) - K)ein Lichtblick Es gibt gute Gründe dafür, dass sich der deutsche Verbraucher für die Energiesparlampe nicht erwärmen kann. Denn auch wenn die Meinungen über mögliche Gesundheitsschäden durch die Strahlung auseinandergehen, die Gefahr durch den Quecksilbergehalt ist unbestritten. Das wusste auch die EU-Kommission, als sie beschloss, das Verbot der Glühbirne nicht in einem regulären gesetzgebenden Verfahren, sondern in einer Art Schnelldurchlauf durchzuboxen: Die Verordnung wurde ohne Konsultation des EU-Parlaments mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Wahlkampf Osnabrück (ots) - Stärker Farbe bekennen Angela Merkel mag sich nach außen noch so gelassen geben: Die CDU-Chefin ist durch die jüngsten Wahlergebnisse angeschlagen. Ihr präsidialer Stil stößt offenkundig an Grenzen. Es zeigt sich, dass Wähler und Parteimitglieder klarer als bisher wissen wollen, wofür die Kanzlerin inhaltlich steht und kämpft. Bleibt sie hier weiterhin eher vage, droht ihr Ungemach durch Resignation und Ratlosigkeit im bürgerlichen Lager - und dies trotz der hohen persönlichen Umfragewerte. Das mindert den Schwung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|