Opfer von Landminen fordern die Regierungen dazu auf, ihre Versprechungen des Ottawa-Abkommens einzuhalten
Geschrieben am 02-09-2009 |
München (ots) -
Neuer Bericht zeigt, dass staatliche Maßnahmen an den Bedürfnissen der Opfer vorbeigehen
Der bahnbrechende neue Bericht "Voices From the Ground - Die Stimmen der Opfer" zeigt, dass die Regierungen weltweit trotz der Fortschritte in der Vernichtung von Lagerbeständen und in der Minenräumung ihre Versprechen nicht einhalten, die Opfer von Landminen zu versorgen und wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Zehn Jahre, nachdem das Abkommen von Ottawa über ein Verbot von Landminen in Kraft trat, fühlen 67 % der Überlebenden, dass ihre Bedürfnisse noch immer nicht von den nationalen Opferhilfeplänen berücksichtigt werden. Der Aufruf an die Staaten, das Abkommen besser umzusetzen, und die Veröffentlichung des Berichts erfolgen zusammen mit dem zweiten Vorbereitungstreffen in Genf am 3. und 4. September, bei dem rund 150 Länder über den weltweiten Aktionsplan für die nächsten fünf Jahre beraten werden.
Der Bericht wurde von Handicap International und anderen Mitgliedern der Internationalen Kampagne für ein Verbot von Landminen weltweit veröffentlicht. Es ist der erste Bericht, der die Meinung der Überlebenden zur Opferhilfe untersucht. Die Studie wurde im Juli 2009 abgeschlossen und beinhaltet Angaben von 1.645 Opfern aus 25 betroffenen Ländern.
Der Bericht legt offen, dass Opfer kaum in Entscheidungen und Programme involviert sind, die ihnen selbst dienen sollen. Mehr als zwei drittel der Befragten fühlten sich von ihren Regierungen in deren Plänen zur Opferhilfe nicht berücksichtigt. Die fehlende Beteiligung erklärt, warum die Mehrheit der Opfer an dem politischen Willen ihrer Regierung in der Bereitstellung von unterstützenden Maßnahmen zweifelt.
"Es reicht nicht, dass die Länder ihre Lagerbestände zerstören und die Minen räumen, sie müssen auch den Überlebenden von Unfällen helfen, die jetzt in diesen Ländern leben und sie an Entscheidungsprozessen teilhaben lassen," sagt François De Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap International Deutschland "Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, brauchen bezahlbare Hilfe in ihrer Nähe und alle Opfer weltweit wollen Arbeit finden und ihr Leben wieder aufbauen."
Überlebende müssen Diskriminierung erleiden und um stark begrenzte Leistungen kämpfen. Trotz Verbesserungen in medizinischer Versorgung und physischer Rehabilitation müssen sich die meisten Opfer Unterstützung bei ihren Familien und Freunden suchen. Der größte Handlungsbedarf besteht im Bereich Arbeit und Bildungsmöglichkeiten. Ergebnisse des Berichts über die mangelnde Opferhilfe beinhalten:
Nothilfe und weiterführende medizinische Versorgung: 36 % der Befragten sahen Fortschritte im Bereich medizinische Versorgung, was meist auf verbesserte Infrastrukturen der Gesundheitssysteme zurückzuführen war. Während viele angaben, Verbesserungen in der Ausbildung von Personal zu erkennen, war das Fachpersonal meist nicht dazu bereit, in ländlichen Gebieten zu arbeiten. Zudem gab es kaum Unterstützung, die über eine Basisversorgung hinausging.
Physische Rehabilitation:
39 % der Opfer waren der Meinung, dass sich die Qualität der mobilen Einrichtungen gebessert hätte. Die meisten davon werden von internationalen Organisationen angeboten. Der Transport zu den festen Einrichtungen bleibt aber ein Problem.
Psychologische Betreuung und soziale Wiedereingliederung:
Nur 21 % der Befragten sagten, dass sich psychologische Betreuung und soziale Wiedereingliederung seit 2005 verbessert hätten. Obwohl sich die Opfer meist gestärkt fühlten, waren Leistungen vor Ort nach wie vor fast nicht vorhanden und mussten vor allem durch Familie und Freunde abgedeckt werden.
Wirtschaftliche Wiedereingliederung:
Arbeitslosigkeit ist ein weit verbreitetes Problem unter den Opfern. 90 % von ihnen glauben, dass sie die letzten wären, wenn es darum ginge, eingestellt zu werden. Arbeitslosenquoten steigen nach einem Unfall enorm an. In Afghanistan sind über 70 % der Opfer arbeitslos. Fast 74 % aller Befragten sagten aus, dass ihr Einkommen nicht ausreichen würde.
Das Abkommen von Ottawa über ein Verbot von Landminen ist der erste internationale Vertrag, der die Staaten dazu auffordert, Opferhilfe zu leisten. Obwohl alle Mitgliedsstaaten in der Lage wären, den Opfern Unterstützung zu bieten, kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass weniger als ein Viertel der Überlebenden Fortschritte in ihrer alltäglichen Lage sehen.
Den ausführlichen Bericht in englischer Sprache finden Sie unter http://en.handicapinternational.be/Voices-from-the-ground_a616.html
Eine Zusammenfassung des Berichts auf Deutsch finden Sie unter http://www.streubomben.de/die-opfer/die-stimmen-der-opfer.html
Zur Organisation:
Handicap International ist als internationale Hilfsorganisation in 60 Ländern der Welt für Menschen mit Behinderung tätig: in der Rehabilitation und Integrationsarbeit sowie in der Prävention u.a. durch Kampfmittelräumung und Aufklärung der Bevölkerung. Handicap International hat die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen mit gegründet, die 1997 den Friedensnobelpreis erhielt. Außerdem engagiert sich die Organisation mit der "Cluster Munition Coalition" für ein Verbot von Streubomben.
Originaltext: Handicap International Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16206 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16206.rss2
Pressekontakt: Information: François De Keersmaeker, Geschäftsführer: Tel.: 089/54 76 06 0; mobil: 0177/55 63 555
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