Kölnische Rundschau: Schutzlos in der S-Bahn RAIMUND NEUSSzum Münchner Mordfall
Geschrieben am 13-09-2009 |
Köln (ots) - Zorn mischt sich in das tiefe Entsetzen über die mörderische S-Bahn-Schlägerei von München-Solln. Zorn zum Beispiel über die billige Reaktion der bayerischen Justizministerin: 18-jährige Gewalttäter sollten nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, fordert sie - als ob so eine Drohung Prügelattacken wie jetzt am Bahnhof Solln, vorher in Köln-Ostheim oder in der Münchner U-Bahn verhindern könnte.
Vielmehr muss sich die Justizministerin fragen lassen, was denn im Vorfeld dieser Tat mit den beiden jungen Leuten passiert ist, von denen einer ja als Mehrfachtäter bekannt war. Sind die gesetzlich möglichen Straf- und Erziehungsmaßnahmen, einschließlich Heimunterbringung, angewandt worden? Wenn ja, reichen diese Möglichkeiten vielleicht nicht aus, und was wäre zusätzlich sinnvoll? Das kann man erst beurteilen, wenn mehr über die Biographie der Täter bekannt ist.
Für das Opfer von Solln kommen diese Fragen zu spät. Der Mann starb, weil er bedrohten Kindern half. Das ist zwei Jahre nach der U-Bahn-Schlägerei ein fatales Signal: Verkehrsmittel als rechtsfreie Zone, ein Umsteigebahnhof von S- und Regionalbahn als No-Go-Area schon am Samstagnachmittag. Da werden der auf seine Sicherheitspolitik so stolze Freistaat Bayern, aber auch Stadt, Bahn und Verkehrsverbund einiges erläutern müssen. Wie kann ein Überfall auf Kinder in einem Zug passieren, ohne dass irgendeine Aufsichtsperson das - im Zug selbst oder per Video - mitbekommt? Zwischen den Haltestellen Donnersbergerbrücke und Solln liegen elf Minuten Fahrzeit. Wo blieb die vom späteren Opfer alarmierte Polizei? War der Bahnhof nicht überwacht? Ist es nicht eine fatale Fehlentscheidung, Züge ohne Schaffner und selbst größere Bahnhöfe ohne Aufsicht zu lassen?
Wenn der Staatsanwalt über den Toten sagt, er habe getan, was alle tun sollten, dann ist dieses Lob unfreiwillig zynisch. Der Staat, der beim Schutz seiner Bürger versagt, appelliert an deren Zivilcourage. Die grausame Botschaft von Solln lautet doch: Wer hilft, dem wird nicht geholfen.
Originaltext: Kölnische Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2
Pressekontakt: Kölnische Rundschau Engelbert Greis print@kr-redaktion.de
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