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Neues Deutschland: zum Stimmungsbild in der SPD

Geschrieben am 16-09-2009

Berlin (ots) - Ist die Große Koalition ein Krankheitsbild? Hat
sich SPD-Finanzminister Steinbrück, der ihre Fortsetzung nach dem 27.
September für möglich hält, bereits infiziert? Sein
Parteivorsitzender Müntefering, nebenbei Klinikchef der Republik,
diagnostizierte mit Seitenhieb auf ihn: Die Koalition von SPD und CDU
ist »aus demokratie-hygienischen Gründen auf Dauer nicht gut«. Sieht
man vom obskuren Begriff Münteferings ab, bleibt die Frage, warum er
einst so heftig für diese Affäre geworben hat. Vor vier Jahren trat
er - O-Ton auf dem Karlsruher SPD-Parteitag, der den
Koalitionsvertrag absegnete - »mit Leidenschaft für das
Wünschenswerte« ein, SPD und Union würden »Blockaden überwinden« und
die Koalition werde »zum Nutzen der Menschen« sein. Aber was kümmert
ihn, was er gestern sagte? Mit der FDP verfährt Müntefering nicht
anders: Jahrelang erschien sie ihm als die weit gruseligere Variante,
sie müsse aus der Regierung ferngehalten werden. In Westerwelle sah
er - nicht zu Unrecht - eine Art Croupier im Casino-Kapitalismus. Nun
umwirbt er ihn mit süßem Lächeln: Die FDP habe in einem Ampelbündnis
mit der SPD und den Grünen »ein größeres Alleinstellungsmerkmal, als
wenn sie mit CDU und CSU unterwegs wäre«. Na fein, die Marktradikalen
dürften sich also unter sozialdemokratischer Führung mit mehr
Narrenfreiheit präsentieren, als die Union ihr zugestehen will? Es
ist zu befürchten, dass Müntefering es genauso meint.

Originaltext: Neues Deutschland
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Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/2978-1721


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