(Registrieren)

WAZ: Die SPD vor der Entscheidung - Steinbrück sei Dank - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 16-09-2009

Essen (ots) - Man muss Bärbel Höhn und Peer Steinbrück dankbar
sein. Der Grünen, weil sie (gestern exklusiv in der WAZ) mit
SPD-Politikern und Gewerkschaftern einen Aufruf für eine konsequent
linke Politik unter Einschluss wohl auch der Linkspartei vorgelegt
hat. Und dem SPD-Realo, weil er das Gegenteil veröffentlicht hat: ein
Bekenntnis zur Fortsetzung der Großen Koalition. Ein gleich doppelter
Richtungsstreit zeichnet sich ab. Links oder Schwarz-Gelb, lautet der
eine, der sich öffentlich abspielt. Mitte-links oder links-links,
lautet der andere, der verborgen bleiben sollte bis nach der Wahl
oder sich erledigen sollte für die SPD mit einem Weiter-So in der
Großen Koalition.

Opposition sei Mist, verkündet nahezu wortgleich die
Regierungs-SPD, also Steinmeier, Steinbrück, Struck, Müntefering. Sie
wollen weiterregieren. Sie wissen, dass dies nur in einer Großen
Koalition möglich ist. Das aber darf kein Wahlkämpfer sagen, denn die
passende Aussage etwa des Kanzlerkandidaten würde dann lauten:
Hiermit bewerbe ich mich für das Amt des Vizekanzlers unter der
Kanzlerin Merkel. Welcher SPD-Sympathisant ginge dann noch wählen? Es
ist also nachvollziehbar, wenn nun viele in der SPD irritiert sind
über Steinbrück, der in einem für ihn typischen Anfall von
Ehrlichkeit ausrief: . . . "also geht es für die SPD darum, sich in
dieser (Großen) Koalition wiederzufinden".

Die Regierungs-SPD hat zwei Motive. Das eine: Müsste die SPD in
die Opposition, würden deren Repräsentanten womöglich ausgewechselt.
Das andere: In der Opposition käme es zu einem
"Überbietungswettbewerb" zwischen SPD und Linkspartei mit der Folge,
dass die SPD sich nach links entwickelt. Auch dies hat Steinbrück
dankenswerterweise offen ausgesprochen. Wie weit die SPD nach links
driften würde, wäre offen, nur: Die Agenda-Politik, von Schröder
begründet mit finanziellen und sozialpolitischen Notwendigkeiten,
wäre erledigt. Und damit, so die Lesart der Realos, die SPD als
glaubwürdige Regierungspartei.

Kaum wurden Steinbrücks Zitate öffentlich, waren die Grünen und
die Linkspartei auf dem Markt. Wer SPD wähle, müsse nunmehr mit
Merkel rechnen, wurde erklärt, in der Absicht, von der SPD Stimmen
zugunsten der eigenen Parteien abzusaugen. Ein nicht einmal
unrealistisches Kalkül. Die SPD ist in einer ausgesprochen
unbequemen, geradezu schicksalhaften Lage, zugespitzt: Rettet sie
sich in eine Große Koalition, wächst die Linke. Muss sie in die
Opposition, wird sie die Linke. Das wäre schon einen großen
Richtungsstreit wert.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

225384

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Südwest Presse Ulm, Kommentar zu Atompolitik, Ausgabe vom 17.09.2009 Ulm (ots) - Bei der Union muss die Angst vor dem Wähler wohl groß sein. Da haben ausgewiesene Experten in einer Studie für das Bundesforschungsministerium wichtige Argumente zusammengetragen, die für ein Festhalten an der Kernenergie sprechen. Doch anstatt die wissenschaftliche Flankenhilfe, die der Atompolitik der Partei doch in die Hände spielt, nun offensiv zu nutzen, wird das Papier als geheime Kommandosache eingestuft und bis zum 27. September zum Tabu erklärt. Das passt zu der von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgegebenen Strategie mehr...

  • Mindener Tageblatt: Kommentar zu Koalitions-Diskussionen Wachsende Nervosität Minden (ots) - Von Christoph Pepper Noch elf Tage bis zur Bundestagswahl - kein Wunder, dass die Nervosität in allen Parteien steigt. Die ständig neuen Umfrageergebnisse tun das ihre dazu, denn sie machen die Situation nicht übersichtlicher. Von einer klaren Perspektive jedenfalls kann inzwischen weniger denn je die Rede sein: Ob es für die Union tatsächlich zu einer Koalition mit der FDP reichen könnte, wird mit jedem Tag fraglicher. Kein Wunder, dass die innerparteiliche Kritik an Angela Merkels Präsidial-Wahlkampf wächst; allerdings mehr...

  • Berliner Morgenpost: Gemeinsam gegen die Niedertracht - Leitartikel Berlin (ots) - Wieder kommt einem die Galle hoch. Wenn man die Bilder sieht von dieser kleinen Trauerfeier, die Todesanzeigen in der Zeitung, die kleinen Abschiedsbriefe am Tatort, Blumen, Grablichter. Wut, Empörung, Tränen, Hilflosigkeit und, klar, der Wunsch nach Rache. Hängt sie höher, die Mörder von Dominik Florian Brunner, Familienvater, Freund, Kollege, ohne jede Schuld. Man kann, um ein in diesem Fall wirklich angebrachtes Liebermann-Zitat zu verwenden, gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte beim Anblick solchen Lumpenpacks. mehr...

  • Neue Westfälische: Urteil gegen Marco W. Gutes Recht THOMAS SEIBERT, ISTANBUL Bielefeld (ots) - Der Marco-Prozess von Antalya ist zu Ende - der Marco-Prozess von Ankara fängt an. Bis zu einem Urteil des türkischen Berufungsgerichtshofes im Fall des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs des britischen Kindes Charlotte durch den deutschen Teenager werden Monate vergehen, wenn nicht Jahre. Danach landet die Angelegenheit möglicherweise noch vor dem Europäischen Menschenrechtsgericht in Straßburg, wer weiß. Die Verteidigung will mit ihrem Einspruch einen Freispruch erkämpfen, den ihr Mandant ihrer Meinung nach verdient hat. mehr...

  • Neue Westfälische: Unions-Zoff um Wirtschaftspolitik Bayern zeigen Kante RALF MÜLLER, MÜNCHEN Bielefeld (ots) - Viele in der CSU möchte n die Kanzlerin zum Jagen tragen. Da kann CSU-Chef Horst Seehofer den Harmlosen spielen, wie er will: Dass der Wahlkampf von CDU-Kanzlerin Angela Merkel nach dem Geschmack der bayerischen Schwesterpartei um einiges zu brav und zu harmlos ist, pfeifen in München die Spatzen von den Dächern.   Mit dem sozialen Profil der Union, plauderte CSU-Chef Horst Seehofer ganz ungeniert aus dem Nähkästchen, sei er ganz zufrieden, aber bei den Themen Wirtschaft, Arbeitsplätze und Finanzen müsse die Union noch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht