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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Bundestagswahlkampf

Geschrieben am 18-09-2009

Bielefeld (ots) - Acht Tage noch, dann hat das Spekulieren ein
Ende! Dann werden aus Umfragen Ergebnisse. Glaubt man dem Trend, ist
eine Neuauflage der Großen Koalition nicht unwahrscheinlich. Novum:
Was einst als vom Wähler erzwungene Notlösung galt, scheint nun
politisch in Mode zu kommen.
Für die SPD haben Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und der
Fraktionsvorsitzende Peter Struck den Tabubruch gewagt und für die
Fortsetzung der Großen Koalition plädiert. Die SPD weiß, dass sie
kaum gewinnen kann. So bietet sie sich vorsorglich als Juniorpartner
der CDU/CSU an - quasi als bessere FDP. Alles nach dem Motto: Damit
es weiter sozial gerecht zugeht in unserem Land.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist ebenfalls nicht frei von dem
Verdacht, lieber weiter mit der SPD als mit der FDP regieren zu
wollen. Zwar betont die CDU-Chefin bei jedem Wahlkampfauftritt, dass
es nun an der Zeit für eine Koalition mit den Liberalen sei. Doch
fehlt ihrer Stimme dabei nicht selten die Leidenschaft.
Allzu viel hat sie bisher für ihren Wunschpartner nicht riskiert.
Bestes Beispiel dafür: die Eröffnungsfrage im TV-Duell. Warum
Frank-Walter Steinmeier nicht Kanzler werden könne, wollten die
Moderatoren wissen. Merkel aber wich aus und erklärte: »Ich möchte
zuerst einmal die Arbeit der Großen Koalition loben.« So spricht eine
Kanzlerin, nicht aber die Vorsitzende der CDU.
Merkel kalkuliert ein, dass die Wähler es anders wollen könnten. Das
zeigt Realitätssinn, wirkt aber deplatziert. Jeder weiß doch: Geht
nur eine Große Koalition, gibt es auch eine. So funktioniert unser
Parteiensystem. Noch jedoch ist es nicht soweit. Warum aber sollen
die Menschen von Schwarz-Gelb überzeugt sein, wenn sich sogar die
CDU-Chefin ein Hintertürchen offenhält?
Aus Merkels persönlicher Sicht ist die geringe Risikobereitschaft
verständlich. Sie wird auch nach dem 27. September Kanzlerin bleiben.
Wozu also unnötig Porzellan zerschlagen? Für ihre Partei steht mehr
auf dem Spiel. Sie hat allen Grund zu kämpfen. Reicht es am nächsten
Sonntag nicht für Schwarz-Gelb, ist die Union der große
Wahlverlierer.
Doch die CDU ist zum Kanzlerinwahlverein geschrumpft, der außer
Merkel kaum etwas bietet. Wo bleibt der Einsatz der
Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, Günther Oettinger, Roland Koch
und Christian Wulff? So richtig es ist, mit Merkels enormer
Popularität zu punkten, so gefährlich ist es, alles auf eine Person
zu setzen und das Programm ausfallen zu lassen. »Wer Angela Merkel
als Kanzlerin will, muss die CDU wählen«, sagt Generalsekretär Ronald
Pofalla. Es klingt wie eine Entschuldigung.
Nicht immer muss man auf das Murren aus Bayern etwas geben. Diesmal
schon. Mit dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer hat die gesamte Union
Grund, nervös zu sein. Wie 2002 und 2005 droht ihr ein sicher
geglaubter Wahlsieg aus den Händen zu gleiten.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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