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WAZ: Die SPD am Scheideweg - Schnelle Klärung ist nötig - Leitartikel von Walter Bau

Geschrieben am 28-09-2009

Essen (ots) - Die vermeintliche Einigkeit, die die SPD noch am
Wahlabend zur Schau stellte, ist schon am Tag danach dahin. Franz
Müntefering ist nur noch ein Vorsitzender auf Abruf, die überfällige
Kursdebatte in der Partei ist angestoßen. Schon jetzt ist sicher: Der
SPD stehen turbulente Zeiten bevor. Die neue personelle Aufstellung,
die offenbar den Wahlverlierer Steinmeier als neuen starken Mann
vorsieht, kann dabei nur der erste Schritt sein. Zwei weitere
Schritte, die die SPD machen muss, werden der Partei weitaus mehr
Kraft abverlangen.

Schritt 1: Die Sozialdemokraten müssen klären, was sie eigentlich
wollen. Wollen sie den Kurs von Gerhard Schröder fortsetzen, der die
SPD für die "neue Mitte" öffnete und so 1998 erfolgreich über die
40-Prozent-Grenze hievte; oder wollen sie zurück zur Partei der
mittleren und unteren Schichten, inklusive Abkehr von Agenda-Politik
und Hartz? Wie dieser Klärungsprozess ausgeht, ist längst nicht
entschieden.

Schritt 2: Die SPD muss ihr Verhältnis zur Linkspartei klären.
Lässt sie sich auf einen Überbietungswettbewerb beim Versprechen
sozialer Wohltaten ein; oder akzeptiert sie die Partei von Gysi und
Lafontaine womöglich als potenziellen Bündnispartner? Die erste
Nagelprobe dafür steht ausgerechnet in NRW an, wo im nächsten Mai
gewählt wird. Landesparteichefin Hannelore Kraft, die künftig in der
Bundes-SPD eine wichtigere Rolle einnehmen soll, wird in diesem Punkt
Farbe bekennen müssen.

Hinzu kommt: Die SPD darf sich nicht unendlich Zeit lassen mit
der Abarbeitung dieses Programms. Sie muss schnell wieder das
20-Prozent-Getto hinter sich lassen. Mit jeder Wahl, die die Misere
zementiert, wird es unwahrscheinlicher, dass die SPD auch nur
halbwegs zu alter Stärke zurückkehrt.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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