DZ BANK Mittelstandsumfrage Herbst 2009: Stimmung hellt sich auf niedrigem Niveau auf / -Lage wird etwas besser eingeschätzt -Geschäftserwartungen steigen -Kaum Hoffnung auf Steuer- und Sozialabgabens
Geschrieben am 07-10-2009 |
Frankfurt (ots) -
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Die deutschen Mittelständler beurteilen ihre Wirtschaftlage inzwischen etwas besser als noch im Frühjahr dieses Jahres. Allerdings sehen sie ihre Unternehmen noch immer in einer deutlich schlechteren Position als üblich. Dies zeigt die Herbstumfrage der DZ BANK zur wirtschaftlichen Lage des deutschen Mittelstands. Bei dieser empfahl der Großteil der mittelständischen Unternehmer und Manager der neuen Bundesregierung, die wirtschaftliche Lage insbesondere durch eine Senkung der Sozialbeiträge und der Steuersätze zu stabilisieren. Allerdings glaubt die überwiegende Mehrheit der Mittelständler nicht, dass es zu solchen Maßnahmen kommen wird. Ein weiteres Konjunkturpaket lehnen die meisten Befragten ebenso ab wie einen Eingriff des Staates in die Kreditvergabe der Banken.
Konkret bezeichneten in der repräsentativen Umfrage unter 1500 mittelständischen Unternehmen 57 Prozent der Interviewten ihre aktuelle Geschäftslage als gut bzw. sehr gut. 43 Prozent beurteilten ihre Lage dagegen als eher schlecht bzw. schlecht. Bei der fünf Monate zuvor durchgeführten Frühjahrsumfrage hatten knapp 53 Prozent ein positives Urteil über ihre aktuelle Geschäftslage abgegeben, 47 Prozent hatte sie pessimistisch beurteilt. "Damit handelt es sich bei der aktuellen Lageeinschätzung um mehr als nur eine Bodenbildung. Die leichte allgemeinwirtschaftliche Erholung ist vielmehr auch beim deutschen Mittelstand angekommen", betonte Dr. Hans Jäckel, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der DZ BANK, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.
Wie stark die Lageeinschätzung des Mittelstands aber immer noch eingetrübt ist, zeigt ein Vergleich mit den Ergebnissen der Herbstumfrage 2008. Damals hatten sich noch 76 Prozent der Befragten positiv geäußert. Lediglich 24 Prozent hatten ein negatives Votum zu ihrer geschäftlichen Situation abgegeben.
Aktuell beurteilen insbesondere die Branchen, die von den konjunkturpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung profitieren bzw. sich auf den Binnenmarkt konzentrieren, ihre Geschäftslage positiv. So betrachten beispielsweise über 73 Prozent der Mittelständler aus der Baubranche ihre Situation optimistisch. Negativ äußerten sich dagegen vor allem Unternehmen aus exportorientierten Branchen. Dabei sind die Firmen aus dem Metall-, Erz- und Stahl-Bereich mit ihrer Situation besonders unzufrieden. Knapp zwei Drittel von ihnen sehen sich aktuell in einer schlechten bzw. eher schlechten Lage.
Saldo zwischen positiven und negativen Geschäftserwartungen auf Vorkrisenniveau
Weit stärker als die Beurteilung der derzeitigen Lage haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen aufgehellt. Auf Sicht der nächsten sechs Monate rechnen inzwischen wieder 41 Prozent der Befragten mit etwas anziehenden Geschäften, 3 Prozent kalkulieren sogar eine stark verbesserte Situation ein. Ebenfalls 41 Prozent gehen von einer gleich bleibenden Geschäftslage aus. Eine Abwärtsentwicklung prognostizieren nur noch 15 Prozent für ihr Unternehmen. Damit hat der Saldo zwischen positiven und negativen Erwartungen wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Im Frühjahr hatten dagegen noch 35 Prozent mit einer sich verschlechternden Geschäftslage und lediglich 24 Prozent mit besseren Zahlen gerechnet.
Auffällig ist, dass sich gerade große Mittelständler mit mehr als 200 Beschäftigten optimistisch äußern. Hier rechnen deutlich über die Hälfte mit einer besseren Geschäftslage innerhalb des nächsten halben Jahres, und weniger als 11 Prozent mit einer sich verschlechternden Situation. Darüber hinaus haben die Branchen, die aktuell noch über eine vergleichsweise schlechte Geschäftslage klagen, besonders positive Zukunftshoffnungen. Am optimistischsten sind dabei die Manager aus dem Elektrobereich. 67 Prozent von ihnen erwarten eine Aufwärtstendenz im kommenden halben Jahr, und nur 7 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften.
Allerdings korrespondieren die unternehmensintern eher optimistischen Erwartungen für die nächsten sechs Monate nicht mit den allgemeinwirtschaftlichen Einschätzungen der Umfrageteilnehmer. So glauben lediglich 27 Prozent, dass die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise in den kommenden Monaten - vor der Mitte nächsten Jahres - enden wird. 42 Prozent gehen davon aus, dass sie erst in der zweiten Hälfte 2010 ihren Abschluss findet, und 30 Prozent erwarten sogar ein noch späteres Ende.
Klassische Forderungen des Mittelstands an die neue Bundesregierung
Daraus leitet die Mehrheit der Befragten allerdings nicht ab, dass die neue Bundesregierung in alte Strickmuster ihrer Vorgängerin verfallen sollte. Bei der Frage, welche wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die neue Bundesregierung ergreifen solle, um die Wirtschaftslage zu stabilisieren, plädierten lediglich 27 Prozent für ein weiteres Konjunkturpaket. Eine Neuauflage der Abwrackprämie legen ihr sogar nur 6 Prozent nahe. Eine Stabilisierung der Wirtschaftslage versprechen sich die Mittelständler stattdessen insbesondere von nachhaltigen, längerfristig wirkenden Maßnahmen. So plädieren 74 Prozent für eine Senkung der Sozialbeiträge und 70 Prozent für Steuersenkungen - und damit für klassische Forderungen des Mittelstands. Zusätzliche Investitionen des Staates in die Infrastruktur befürworten 68 Prozent.
Viel Vertrauen, dass die ihnen am sinnvollsten erscheinenden Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden, haben die Mittelständler allerdings nicht. Zwar glauben 70 Prozent, dass die neue Regierung tatsächlich zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur beschließen wird, aber lediglich jeder Fünfte rechnet damit, dass sie die Sozialbeiträge und/oder die Steuern senken wird. Dabei äußerten sich die Interviewten zwar vor der Bundestagswahl. Zu diesem Zeitpunkt galt bei den Meinungsumfragen allerdings bereits eine schwarz-gelbe Koalition als die am wahrscheinlichste Regierungsvariante nach dem Wahlgang.
Personalabbau geplant
Trotz der zuletzt relativ erfreulichen Arbeitsmarktdaten legen die Umfrageergebnisse zudem deutlich steigende Arbeitslosenzahlen nahe. Zwar planen nicht mehr so viele Unternehmen wie noch im Frühjahr einen Personalabbau, allerdings geht noch immer jeder fünfte Mittelständler davon aus, dass sein Personalbestand in den kommenden sechs Monaten sinken wird. Von den großen Mittelständlern mit über 200 Beschäftigten kalkulieren sogar über 27 Prozent einen Personalabbau ein. Mit einem höheren Personalbestand rechnen insgesamt nur 9 Prozent der Befragten. "Die allgemeine Erwartung, dass sich die schlechte Wirtschaftslage noch sichtbarer als bislang auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen wird, dürfte sich damit bestätigten", kommentiert Jäckel. "Ohne das arbeitsmarktpolitische Instrument der Kurzarbeit und ohne das Konjunkturprogramm der Bundesregierung hätte auch der Mittelstand schon wesentlich stärker als bislang Personal abgebaut." So gaben immerhin 31 Prozent der Mittelständler an, Kurzarbeit zu nutzen.
Und 16 Prozent erklärten, ihr Unternehmen erhalte direkte oder indirekte Aufträge, die auf das Ausgabenprogramm der Bundesregierung zurückzuführen sind. Naturgemäß profitiert dabei die Bauwirtschaft am meisten von den Investitionen. 43 Prozent der mittelständischen Bauunternehmen führen Aufträge auf das Ausgabenprogramm des Bundes zurück.
Stabile Hausbank-Beziehungen
Das nach wie vor sehr aktuelle Thema der Kreditversorgung des Mittelstands verliert dagegen angesichts der Umfrageergebnisse an Brisanz. So erklärten 84 Prozent der Mittelständler, bei der Finanzierung über ihre Hausbank habe sich nicht geändert. Lediglich 41 der 1500 befragten Unternehmen (oder 2,7 Prozent) gaben an, ihre Hausbank habe ihre Kreditlinie gekürzt. "Dies zeigt, dass das Verhältnis zwischen den Hausbanken und dem Mittelstand auch in der Krise intakt ist", kommentierte Jäckel. Indirekt bestätigt wird dies auch durch die Antworten auf die Frage, ob die Bundesregierung - wie noch von Schwarz-Rot immer wieder ins Spiel gebracht - gesetzlich in die Kreditvergabe der Banken eingreifen solle. Dies lehnen 63 Prozent der Mittelständler ab.
Originaltext: DZ Bank AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61278 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61278.rss2
Pressekontakt: Sylke Grußendorf, Pressesprecherin der DZ BANK AG Telefon: +49 69 7447-2381
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