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Tom Waits: Bob Dylan ist meine "Vaterfigur"

Geschrieben am 10-12-2009

Hamburg (ots) - Tom Waits, 60, zieht eine klare Grenze zwischen
seiner Arbeit und seinem Leben. Seine öffentliche Rolle als
exzentrischer Trunkenbold, die er lange Jahre gepflegt hat, existiert
nicht mehr: "Ich bin seit 16 Jahren nüchtern", sagte der
amerikanische Sänger und Schauspieler dem ZEITmagazin. "Ich führe ein
anderes Leben." Sein Doppelleben vergleicht er mit dem eines
Klempners: "Wenn du Klempner bist, dann ist das Klempnern das, was du
tust - nicht das, was du bist. Es ist nicht alles. Selbst wenn du der
beste Klempner der Stadt bist, rund um die Uhr arbeitest und ständig
die tollsten neuen Klempnertricks erfindest - das Potenzial deiner
Persönlichkeit ist nicht darauf beschränkt."

Um seine Songs zu schreiben, müsse er nicht unbedingt ein
abenteuerliches Leben führen: "Jemand, der tatsächlich unter einer
Brücke lebt, ist nicht unbedingt imstande, einen Song darüber zu
schreiben", sagte Waits. Er könne sich aber nicht nur in jemanden
hineinversetzen, der unter einer Brücke lebt: "Ich verstehe sogar,
was Mord ist. Dafür muss ich nicht unbedingt jemanden umbringen."
Waits staunt darüber, wie sehr andere Stars ihr Privatleben publik
machen: "Manche gehen in Talkshows und weinen da. Ich sehe mir das an
und denke: Warum macht ihr das bloß? Viele denken natürlich, wenn ich
nicht hingehe, gibt es mich gar nicht mehr. Die sagen: Willst du denn
nichts verkaufen? Aber es ist genug Platz für alle. Manchmal kann man
auch alleine still in der Ecke stehen, und die Leute kommen trotzdem
zu einem."

Bob Dylan ist für Tom Waits ein großes Vorbild: "Er ist für mich
mehr als ein Mentor, er ist eine Vaterfigur, obwohl er nicht mal alt
genug ist, um mein Vater zu sein. Als Musiker braucht man so
jemanden. Mein eigener Vater ist abgehauen, als ich zehn war. Ich
glaube, wenn so was passiert, geht man raus in die Welt und sucht
nach dem Vater. Für mich war das Dylan. Ich bin mit seinen Songs
aufgewachsen, sie haben mich dazu gebracht, selbst Songs zu
schreiben."

Ende November ist Tom Waits' Live-CD Glitter & Doom erschienen. Ab
Januar ist er in deutschen Kinos im neuen Film Das Kabinett des Dr.
Parnassus von Terry Gilliam zu sehen - er spielt darin den Teufel.

Originaltext: DIE ZEIT
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9377
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