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Börsen-Zeitung: Noch mal die Kurve gekriegt, Kommentar zur Zinserhöhung der EZB von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 03-08-2006

Frankfurt (ots) - Im Englischen bezeichnet der Ausdruck "behind
the curve" ein Zurückbleiben hinter aktuellen Entwicklungen. Wer
"hinter der Kurve" liegt, läuft Gefahr, von der Realität abgehängt zu
werden. Diesem Vorwurf sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) in
den zurückliegenden Jahren mehrfach ausgesetzt. Das war so, als sie
nach den Einbrüchen der Finanzmärkte nach dem Platzen der
New-Economy-Blase und den Terroranschlägen vom 11. September 2001
deutlich später die Zinsen gesenkt hatte als etwa die amerikanische
Notenbank. Und das ist derzeit so, da sich die Wirtschaft im Euroraum
erholt und sich ein kräftiger Aufschwung materialisiert, die EZB aber
bislang nur zögerlich die Zinsen angehoben hatte: Im Abstand von drei
Monaten hatten die Währungshüter mit Sitz in Frankfurt seit Dezember
vergangenen Jahres den Leitzins von 2,0% auf 2,75% im Juni erhöht -
dieses Niveau ist aber immer noch stimulierend.

Jetzt hat sie den Rhythmus beschleunigt, die Taktfrequenz der
Normalisierung verkürzt. Nicht nur, dass gestern bereits nach zwei
Monaten seit dem letzten Streich der Schlüsselzins für den Euroraum
auf 3,0% angehoben wurde. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet
signalisierte außerdem, dass die nächste Stufe auf der Zinstreppe im
Oktober genommen werde. Die Normalisierung der Geldpolitik wird also
beschleunigt. Mit dem neuen Rhythmus sollte es der EZB tatsächlich
gelingen, hinreichend schnell die monetäre Unterstützung der
Wirtschaft zurückzunehmen, um die Inflationsgefahren zu mindern. Wie
es aussieht, haben die Notenbanker noch einmal die Kurve gekriegt.

Aber Vorsicht, die nächste Kurve ist bereits in Sicht. Die
Stimmungsindikatoren für die europäische Konjunktur deuten auf eine
Abkühlung im kommenden Jahr hin. Auch wird eine schwächere
US-Wirtschaft das Wachstum in Euroland dämpfen, und ein rasant
abwertender Dollar würde nicht spurlos am exportstarken Euroraum
vorbeigehen. Der Nahost-Konflikt, und die hohen Ölpreise könnten ein
Übriges tun. Sollten diese Szenarien eintreten, könnten mehrere
weitere Zinserhöhungen über das Ziel hinausschießen und die
Konjunktur abwürgen. Die EZB ist sich dieser Risiken aber bewusst.
Deswegen legt sie kein Ziel der aktuellen Straffung fest. Insofern
darf man guter Dinge sein, dass sie ihr "Kurvenverhalten" allmählich
optimiert.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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