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Westdeutsche Zeitung: Rückendeckung für die deutschen Soldaten = Von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 16-12-2009

Düsseldorf (ots) - Im Strudel der Kundus-Affäre ging eine
Nachricht gestern fast unter: Bei einem Überfall in der Nähe des
deutschen Feldlagers im Norden Afghanistans ist ein Bundeswehrsoldat
von Aufständischen beschossen und verwundet worden. Sein Zustand sei
"stabil", hieß es. Nur wenige Zeilen widmeten die
Nachrichtenagenturen diesem Vorfall. In langen Abhandlungen wird
hingegen der Frage nachgegangen, ob die Kanzlerin zu spät über den
verheerenden Angriff auf die Tanklastzüge informiert worden war. Es
wird berichtet, dass der geschasste Generalinspekteur Schneiderhan
seinen Ex-Chef Guttenberg der Lüge bezichtigt. Und dass es den
Nato-Offiziellen in den Tagen nach dem verhängnisvollen 4. September
augenscheinlich mehr um ihren Ruf als um Aufklärung ging.
Es steht außer Frage: Der Untersuchungsausschuss ist wichtig und
notwendig, um einen Vorfall aufzuklären, der vielen Zivilisten das
Leben kostete. Aber wir dürfen darüber nicht die deutschen Soldaten
aus dem Blick verlieren. Der Wehrbeauftragte Robbe bringt das Dilemma
auf den Punkt, wenn er anmerkt, dass die Soldaten "jeden Tag ihren
Kopf hinhalten und froh sind, wenn sie gesund und lebend von
Patrouillenfahrten ins Feldlager zurückkommen". Derzeit kämpft die
Truppe an zwei Fronten: gegen die erstarkenden Taliban und gegen eine
deutsche Öffentlichkeit, die kaum noch hinter diesem schwierigen und
gefährlichen Einsatz steht.
Und wo bleibt die Rückendeckung aus Berlin für die Truppe, die -
wohlgemerkt - mit einem Mandat des Bundestags versehen, den deutschen
Beitrag zum Wiederaufbau eines Landes leistet, das nicht zu befrieden
ist? Sie bleibt aus. Stattdessen erleben die Soldaten gegenseitige
Schuldzuweisungen und Rechtfertigungsversuche der Politik, die nichts
anderes sind als ein Ausdruck von großer Hilflosigkeit im Umgang mit
der veränderten Lage in Afghanistan. Längst sind die Einsatzziele und
die realen Erfordernisse im Kampf gegen die Taliban
auseinandergedriftet. Ob es den Parlamentariern nun gefällt oder
nicht: Der Untersuchungsausschuss darf sich nicht in der Aufklärung
des Tanklaster-Angriffs erschöpfen. Er muss auch dafür genutzt
werden, das Mandat der Bundeswehr neu zu definieren. Das verlangt
Offenheit. Die sind wir unseren Soldaten schuldig.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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