Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Pressefreiheit"
Geschrieben am 17-12-2009 |
Bielefeld (ots) - Sie werden in Deutschland keinen Politiker finden, der nicht mit Inbrunst für die Meinungsfreiheit eintritt, der die Presse nicht als einen Pfeiler unserer Demokratie beschreiben würde. Doch wenn Journalisten aufdecken, was Politiker dem Wahlvolk lieber vorenthielten, scheint die Pressefreiheit auf einmal nicht mehr so schützenswert. Dann wird offen oder verdeckt an Strippen gezogen. Prominentestes Beispiel ist ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, dessen Weiterbeschäftigung die Union im Verwaltungsrat des Senders mit Roland Koch an der Spitze verhindert hat. Dieser massive Einfluss auf das ZDF ist selbst Parteifreunden nicht geheuer. Die neue WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi (CDU) nennt die Entscheidung »ein wirklich großes Problem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk« und sagt: »Das schadet dem Sender.« Recht hat Hieronymi, denn wie glaubwürdig kann ein Medium sein, dessen Konsumenten wissen, dass Politiker mitmischen? Nur eine weitgehend unabhängige Presse kann die großen und kleinen Schweinereien aufdecken, von denen die Menschen sonst nie erführen und die oft ungeahndet blieben. Dass der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Glogowski (SPD) auf Kosten der TUI in den Urlaub flog, dass der lippische Landesverbandsvorsteher nicht nur seine private Geburtstagsfeier, sondern auch die Hochzeit seiner Tochter vom Landesverband bezahlen ließ, dass Verteidigungsminister Jung in der Kundusaffäre offenbar gelogen hat - dieses und viel mehr haben Reporter aufgedeckt. Und manchmal scheinen solche Journalisten Opfer ihre Recherchen zu werden. So wurde vergangenen Freitag nach 15 Jahren unerwartet dem Leiter des Düsseldorfer Focus-Büros betriebsbedingt gekündigt. An den Fähigkeiten Karl-Heinz Steinkühlers kann es schwerlich gelegen haben: SPD-Finanzminister Heinz Schleußer, der seine Freundin mit einer Maschine der West-LB fliegen ließ, musste nach Steinkühlers Recherchen ebenso zurücktreten wie der frühere Justizminister Reinhard Rauball (SPD). Während diese Berichte damals noch den Beifall der Opposition fanden, war die heute regierende CDU nicht mehr erfreut, als Steinkühler nun die Verwicklungen der Staatskanzlei in die Bespitzelung der SPD-Landesvorsitzenden Hannelore Kraft aufgedeckt und öffentlich gemacht hatte, dass NRW-CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst zu hohe Krankenkassenzuschüsse kassiert hat. In der Landeshauptstadt wird nun gemunkelt, Steinkühler sei politischem Druck zum Opfer gefallen. Focus bestreitet das, beweisen lässt sich nichts. In diese Aufzählung gehört auch der Fall der unter Druck stehenden NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Sie hatte vor einer Woche ihren Justizbeamten den Zugang zu WDR.de gesperrt, nachdem diese sich im Internet über die Ministerin beklagt hatten. Nur gut, dass es die Pressefreiheit gibt. Sonst wüssten Sie das alles jetzt ja gar nicht!
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
243221
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Klimagipfel Bielefeld (ots) - Treibhausgase und Erderwärmung runter, Zahlungen an die armen Länder für die Klimafolgen rauf - das ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich bisher die mehr als 10 000 Experten, Beamten und Fachminister beim Gipfel einigen konnten. Bloß nicht konkret werden. Dann von einer Einigung zu sprechen, ist mehr als kühn. Wenn heute die wirklich wichtigen Politiker von Barack Obama bis Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao nicht mehr auf den Verhandlungstisch legen, ist der Gipfel gescheitert. Die allgemeine Versicherung, mehr...
- Berliner Morgenpost: Therapiestunden in Kopenhagen (Leitartikel) Berlin (ots) - Wenn die Klimakonferenz von Kopenhagen einen Wert hatte, dann die Erkenntnis, dass derlei globale Spektakel offenbar nicht geeignet sind, um globale Probleme zu lösen. Denn in Wirklichkeit geht es nicht ums Kohlendioxid, sondern um weitaus irrationalere Ziele. Wie einst bei Olympia werden in Kopenhagen nationale Eitelkeiten, ökonomische Interessen, aber auch ganz schlichte, aber umso tiefer reichende emotionale Befindlichkeiten wie Stolz und Ehre verhandelt. Verständlich, dass auch die kleineren Gipfelteilnehmer mal in mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Mehrwertsteuer" Bielefeld (ots) - Ärger mit dem Finanzamt gibt's nicht nur in Deutschland. Der Europäische Gerichtshof musste bereits über Luxussteuern für mehr als 14 Meter lange Yachten auf Sardinien (untersagt) oder ein britisches Gesetz gegen Gewinnverschiebungen in Konzernen (ebenfalls verboten) entscheiden. Deutschland aber bleibt es vorbehalten, die Bratwurst vors höchste EU-Gericht zu tragen. Wieder einmal geht es um die skurrile deutsche Mehrwertsteuerregelung, wonach Lebensmittel mit sieben und Dienstleistungen mit 19 Prozent zu besteuern sind. mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Der Wirtschafts-Klimagipfel = Von Christoph Lumme Düsseldorf (ots) - In Kopenhagen sollte die Welt gerettet werden. Das war nicht nur der Plan der dänischen Präsidentschaft - so lautete auch der Tenor vieler politischer Stellungnahmen aus den Hauptstädten der Welt. Doch weder Ärmel-hoch-Parolen noch Fünf-vor-Zwölf-Beschwörungen können die Wirklichkeit außer Kraft setzen, und so war die Dramaturgie des Gipfels nüchtern gesehen vorhersehbar. Wer die Poker-Spiele von Kopenhagen nun verfolgt, der erkennt, dass der Klimawandel zwar Anlass des Treffens ist, in der Sache aber wirtschaftliche mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu nachträgliche Sicherungsverwahrung Halle (ots) - Die Straftäter haben keinen Grund zum Jubeln. Denn der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat lediglich die Prinzipien eines Rechtsstaates konsequent ausgelegt. Aber er hat es mitnichten abgelehnt, dass eine Gesellschaft sich vor besonders gefährlichen Kriminellen durch Sicherungsverwahrung schützt. Es mag richtig sein, den Vollzug der Sicherungsverwahrung zu verändern und immer wieder neu zu prüfen, ob man nicht wirklich resozialisierbaren Gefangenen eine Rückkehr ins Leben verbaut. Aber die theoretische Diskussion mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|