Rheinische Post: Lafontaine Kommentar Von Reinhold Michels
Geschrieben am 22-01-2010 |
Düsseldorf (ots) - Für Oskar Lafontaine gilt das Dichter-Wort: "Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte." Er füllt als politischer Redner, oder sollte man sagen: Agitator immer noch Säle, er ist einer der letzten großen Unterhaltungskünstler der politischen Bühne. Er erhitzt Gemüter, bringt Anhänger in Wallung und Widersacher zum Kopfschütteln. Immer schon imponierte und irritierte Lafontaine durch die gefährliche Trias Begabung, Rechthaberei, Lust an Aufwiegelei. Wer unter den bundesrepublikanischen Politik-Matadoren kann von sich sagen, er habe durch eine einzige vulkanische Rede (1995 in Mannheim) einen Parteichef (Scharping) gestürzt und einen Kongress im Sturm erobert. Ein Land ist gut beraten, solche Leute von der Macht fernhalten. Der alte Lafontaine hat beinahe mit jedem Auftritt als Linkspartei-Heros bewiesen, dass man Faszinosum und zugleich Fantast sein kann. Es bleibt denk- und fragwürdig, dass er die Armen umschmeichelt und wie ein Reicher lebt, dass er seine einstige Liebe SPD mit Hass-Attacken überzieht. Sollte dieser politische Feuerspeier wirklich ärztlichem und familiärem Rat folgen und kürzertreten, gäbe es weniger Brandgeruch im Land, allerdings auch ein Defizit an Entertainment.
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