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Westdeutsche Zeitung: Griechenland gefährdet den Euro = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 01-02-2010

Düsseldorf (ots) - Die Sprache der Diplomatie hat die Eigenart,
dass sich hinter Höflichkeitsfloskeln zuweilen brisante Gemengelagen
verbergen. Wenn Außenminister Westerwelle in Athen beteuert, die
griechisch-deutschen Beziehungen seien "ausgesprochen eng" und
basierten auf "Vertrauen", kann dieser Sprachnebel das
allgegenwärtige Misstrauen kaum verhüllen.
Tatsächlich blickt man in Berlin nicht nur mit Sorge auf den
hochverschuldeten Nachzügler der Währungsunion, der nun zum
Hochsicherheitsrisiko für den Euro geworden ist. Nein, man ist auch
stocksauer darüber, dass sich das Land 2001 den Beitritt zum
Euro-Club mit frisierten Zahlen erschlich und auch in den Folgejahren
keine Gelegenheit ausließ, Europa nach allen Regeln der Mythologie
falsche Tatsachen vorzugaukeln.
Nun stehen die reicheren EU-Länder vor einem Dilemma: Wie sollen sie
ihren Wählern erklären, dass mit deren Steuergeldern die
Haushaltslöcher in jenem fernen Staat der Trickser gestopft werden?
Wie soll man ihnen erklären, dass mit dem Geld, das idealerweise für
die Bildung ihrer Kinder ausgegeben werden müsste, künftig die
Schulden eines heruntergewirtschafteten Staates abgestottert werden?
Doch so sehr sich der Reflex aufdrängt, Griechenland für seine
Hinterlist jegliche Hilfe zu verwehren - ein solcher Schritt würde
eine verheerende Kettenreaktion auslösen. Das Szenario: Nach der
Pleite Griechenlands wenden sich die Anleger auch von anderen
hochverschuldeten Staaten wie Italien, Portugal und Irland ab. Die
dadurch entfachte Dynamik des kollektiven Staatsbankrotts löst ein
Beben aus, in dessen Folge die junge Währungsunion auseinanderbricht.
Die Bundesregierung wird also nicht umhinkommen, Athen einen
Notkredit zu gewähren, der allerdings angesichts der desolaten
Haushaltslage eher homöopathisch wirken dürfte. Mittelfristig werden
es die europäischen Sparer sein, die für die Schulden Griechenlands
und anderer strauchelnder EU-Staaten aufkommen. Nur die Europäische
Zentralbank kann mit einer Politik des schwachen Euros den Kollaps
der überschuldeten Länder verhindern. Hohe Inflationsraten würden
deren Schuldenberge zum Schmelzen bringen - die Geldanlagen der
Menschen allerdings ebenfalls.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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