WAZ: Eingriff ins Armenrecht - Kommentar von Dietmar Seher
Geschrieben am 11-02-2010 |
Essen (ots) - Das "Gesetz zur Begrenzung der Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe" ist brisanter als der sperrige Begriff vermuten lässt. Es wird nicht nur, aber vor allem die Beteiligten in Ehestreitigkeiten und Sorgerechtsverfahren treffen. Jedes Jahr erhalten 400.000 Deutsche vom Staat den Anwalt bezahlt, um diese Alltagsprozesse zu führen. 600 Millionen Euro bringt der Steuerzahler für solche oft sehr privaten Auseinandersetzungen auf. Aber das ist der Preis, den ein Rechtsstaat zahlt für ein unanfechtbares Dogma: Zugang zur Rechtsprechung muss auch Einkommensschwachen offen sein. Recht gilt unabhängig vom Geldbeutel. Dürfen die Länder und später der Bundestag diesen Zugang einschränken, weil sie den Eindruck haben, dass die Nutzung der Nothilfe zu leicht gemacht wird? Die Motive der Politik sind ja nicht ehrenrührig. Staatsausgaben gehören in Zeiten ungesund hoher Staatsverschuldung überprüft. Aber das Thema ist komplizierter. Gegner des geplanten Gesetzes wie der Anwaltsverein bezweifeln, dass die Justizminister mit reellen Zahlen operieren: Verschweigen sie etwa Rückflüsse aus gewonnenen Prozessen? Ehrlichkeit ist Voraussetzung, wenn so tief in eine Sozialleistung eingegriffen wird. Bundesrat und Bundestag müssen sich Zeit nehmen. Eine Hauruck-Lösung beschädigt Vertrauen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-6528 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
251461
weitere Artikel:
- WAZ: Atomstaat Iran - Nicht nachgeben - Leitartikel von Matthias Korfmann Essen (ots) - Atom ist für die Regierung in Teheran das große magische Wort. Der "Atomstaat" muss sich keinen Regeln fügen, an seinem Willen zerbricht die Diplomatie. Keiner hat das so konsequent vorgemacht wie Nordkorea: Die atomare Stärke macht Pjöngjang praktisch unantastbar. Wer über diese magische Kraft verfügt, der muss sich zwar unangenehme Fragen anhören, aber er muss sie nicht beantworten. Immer wieder hat sich die Staatengemeinschaft von Teheran an der Nase herumführen lassen; zuletzt in München, wo sie Irans Außenminister Mottaki mehr...
- WAZ: Der Fall Steinbach - Ende des Themas - Leitartikel von Dirk Hautkapp Essen (ots) - In der Rangliste der 20 wichtigsten, die Bürger tatsächlich bewegenden Themen, die in Berlin verhandelt werden, gebührt Erika Steinbach eigentlich nicht mal Platz 19. Dass die Präsidentin des Vertriebenen-Bundes streckenweise auf Platz 1 war, sagt einiges aus über die Bürgerferne, die sich in der Bundespolitik zuweilen breitmacht. Dabei war es immer nur eine Minderheit selbst in konservativen CDU-Kreisen, die jeden Winkelzug in diesem absurden Kräftemessen verfolgt hat. Endlich ist das Schauspiel von Drohungen, Ultimaten mehr...
- WAZ: Atmosphärische Störungen - Machtdemonstration - Leitartikel von Knut Pries Essen (ots) - Jetzt ist der große Knatsch da. Die Europäische Union und die USA , die doch eigentlich zu einer nachhaltigen Liebesbeziehung bestimmt schienen, haben sich in ein massives Zerwürfnis manövriert. Erst kam der Ärger über den Misserfolg der Kopenhagener Klimakonferenz. Die Amerikaner machen dafür eine angeblich typische EU-Mischung aus Übereifer und Blauäugigkeit mitverantwortlich. Die Europäer sind über das halbherzige Engagement Obamas vergrätzt. Dann ließ der US-Präsident den geplanten Frühjahrsgipfel mit den EU-Oberen mehr...
- Neue Westfälische: Neue Westfälische, Bielefeld: KOMMENTAR Die Plagiate des lippischen Landesverbandsvorstehers Belastung HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Man könnte leicht auf die Idee kommen, der Vorsteher des Landesverbandes Lippe, Andreas Kasper (CDU), habe sich die Leipziger Popgruppe "Die Prinzen" zum Vorbild genommen. Deren Song "Alles nur geklaut" wurde zu einem großen Hit. Auch bei Kasper wimmelt es nur so von Plagiaten. Seine Doktorarbeit war auf vielen Seiten ein "Flickenteppich" aus geklauten Zitaten anderer Autoren. Der Doktortitel wurde Kasper aberkannt, der Täter von der Justiz wegen Verstößen gegen das Urheberrecht bestraft. Nun droht Kasper ein kräftiger mehr...
- Schlichtung im öffentlicher Dienst Bund/Kommunen - Stöhr: "Eskalation des Tarifkonflikts vermeiden" Berlin (ots) - Nach der dritten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen am 11. Februar 2010 in Potsdam haben Gewerkschaften und Arbeitgeber die Schlichtung angerufen. Der Verhandlungsführer des dbb beamtenbund und tarifunion, Frank Stöhr, machte nach Abschluss der Gespräche die starre Haltung der Arbeitgeber dafür verantwortlich, dass man nicht ohne Hilfe der beiden Schlichter zu einem Ergebnis gekommen sei. Stöhr: "BMI und VKA haben uns drei Runden warten lassen und dann ein mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|