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WAZ: DIW-Bericht - Armut und Statistik - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 17-02-2010

Essen (ots) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
beweist mit seinem Armutsbericht Instinkt fürs Marketing. Dank des
Befundes - in zehn Jahren habe die Armut um ein Drittel zugenommen -
ist der Widerhall auf Westerwelles Resonanzboden garantiert. Arm im
reichen Deutschland?
Wer mit der Statistik hantiert, muss wissen, worüber er redet: nicht
über absolute Armut. Die DIW-Studie sagt vielmehr etwas aus über
auseinanderdriftende Einkommen. So ist für die Forscher jemand in
Deutschland armutsgefährdet, der weniger als das so genannte
Median-Einkommen von 925 Euro im Monat zur Verfügung hat. Das sind
elf Millionen Menschen - und damit drei Millionen mehr als die
Bezieher von Grundsicherung (Hartz IV). Das Median-Einkommen teilt
die Bürger in eine obere und und eine untere Einkommens-Hälfte. Würde
Bill Gates nach Deutschland ziehen, nähme die Armut zu, weil dessen
Milliarden den Median nach oben verschöben. Mehr Menschen gälten als
arm, obschon sich nichts verändert hat. Man muss also wissen, worüber
man redet: Höhere Hartz-IV-Leistungen aus dem Bericht abzuleiten, ist
Unsinn. Mehr Kinderbetreuungsplätze, um Alleinerziehende und Familien
mit drei und mehr Kindern zu entlasten, macht Sinn.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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