Westfalenpost: Noch zeitgemäß?
Geschrieben am 17-02-2010 |
Hagen (ots) - Politischer Aschermittwoch 2010 Von Winfried Dolderer Ob der Politische Aschermittwoch noch zeitgemäß ist, die Frage kann man stellen. Jedenfalls in diesem Jahr und für diese Koalition. Öffentliches Sticheln, Rüpeln, Dröhnen, wenn das traditionsgemäß dazugehört, dann ist für Schwarze und Gelbe eigentlich immer Politischer Aschermittwoch, sie brauchen dafür keinen besonderen Termin. Längst hat man sich ja auch abgewöhnt, Appelle zur verbalen Abrüstung im Regierungslager noch zur Kenntnis zu nehmen. Insofern ist der gestrige Tag für die Koalition sogar glimpflich verlaufen. Der CSU-Chef hat in der Sache die bekannten Dissenspunkte zur FDP zwar bekräftigt, abgesehen von milder Ironie auf persönliche Polemik aber weitgehend verzichtet. Der FDP-Chef hat seine sattsam bekannten Hartz-IV-Thesen nochmals abgespult, aber ebenfalls in gedämpfter Tonlage. Seehofer und Westerwelle, die Hauptmatadore, dass das überhaupt so wahrgenommen werden konnte, sagt alles über den Zustand der "Wunsch-Koalition". Denn sollten sich an einem solchen Tag die Feindseligkeiten nicht eigentlich zwischen Regierung und Opposition abspielen? Für den Zitatenschatz der Republik ist immerhin ein Ertrag zu notieren, der dem neuerdings beliebten Fundus der klassischen Antike entstammt: "Altrömischen Cäsarenwahn" hat der CSU-Generalsekretär dem FDP-Chef bescheinigt. Wie gesagt, immerhin.
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