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Westdeutsche Zeitung: Metall-Tarifeinigung mit Symbolcharakter = Von Annette Ludwig

Geschrieben am 18-02-2010

Düsseldorf (ots) - Selten hat ein Tarifabschluss so viel
Zustimmung bekommen wie der jüngste Abschluss in der Metall- und
Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen. Solche Einmütigkeit über
alle Parteigrenzen hinweg ist in der Regel verdächtig: Wo ist der
Haken?, werden sich manche fragen. Doch so lange man auch sucht:
Diese Einigung hat Symbolcharakter - ganz ohne Haken.
Sie reagiert mit Augenmaß auf eine Wirtschaftskrise von historischem
Ausmaß, sie lässt alle ideologischen Grabenkämpfe außen vor und
konzentriert sich einzig und allein auf die Sache: den Erhalt von
zigtausenden Arbeitsplätzen in der gebeutelten Metallindustrie. Dafür
nimmt die IG Metall in Kauf, dass die Löhne de facto in den kommenden
zwei Jahren kaum steigen - rechnet man die Inflation mit ein. Auf
Warnstreiks, Trillerpfeifen und das übliche Säbelgerassel wurde ganz
verzichtet. Heimlich, still, leise und blitzschnell wurde das Paket
"Zukunft in Arbeit" mit den Arbeitgebern geschnürt. Zu diesem
eindrucksvollen Krisenmanagement kann man den Tarifparteien nur
gratulieren.
IG-Metall-Chef Berthold Huber setzt sich mit diesem Abschluss an die
Spitze der modernen Gewerkschafter und könnte zum Wegbereiter einer
neuen Tarifkultur werden. Die Chemieindustrie etwa wird sehr froh
sein über diesen Abschluss mit Pilotcharakter.
So viel Einsicht würde man sich nun auch bei Verdi-Chef Frank Bsirske
wünschen. Dieser führt derzeit im Öffentlichen Dienst einen
Arbeitskampf ganz nach althergebrachtem Muster: Forderung nach
kräftigen Lohnerhöhungen, massive Warnstreiks, Kampfparolen. Doch im
Öffentlichen Dienst gibt es mindestens so wenig zu verteilen wie in
der Metallbranche: Die öffentlichen Kassen sind leer, die
Wirtschaftskrise hat Milliardenlöcher in die Haushalte gerissen. Und:
Die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes kommen bereits in den
Genuss eines Privilegs, für das die sonst so kampferprobten Metaller
bereit waren, neue Wege zu gehen: sichere Jobs.
Auch im Öffentlichen Dienst sind also intelligente Lösungen jenseits
alter Rituale gefragt, die der außergewöhnlichen Situation Rechnung
tragen. Das gilt übrigens in gleichem Maße für eine weitere Gruppe,
die derzeit für Unverständnis sorgt: die Piloten der Lufthansa.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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