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WAZ: Eine bittere Pointe - Kommentar von Frank Preuß

Geschrieben am 23-02-2010

Essen (ots) - Margot Käßmann betrunken am Steuer. Das gehört in
die Kategorie von Nachrichten, die man zweimal liest, um sie glauben
zu können. Man möchte es so gerne eine menschliche Tragödie nennen.
Doch damit entließe man die Bischöfin zu leicht aus der Verantwortung
für ihr Handeln. Denn das war verantwortungslos. Über 1,5 Promille im
Blut, das ist nicht nur das eine Gläschen über den Durst.
Und doch darf man die Verfehlung der Ratsvorsitzenden der
Evangelischen Kirche als tragisch empfinden, weil sie über das
Persönliche hinaus eine schöne Geschichte mit einer bitteren
Schlusspointe vergiftet. Denn wer außer den ewig Gestrigen wollte
nicht den Mut der Protestanten loben, eine Frau an ihre Spitze
gewählt zu haben? Eine geschiedene Frau, eine streitbare Frau, die
sich nicht um einen Heiligenschein bewirbt, sondern die Brüche in
ihrem Leben offensiv vertritt. Wer diesen Fortschritt als solchen
anerkennt, konnte Margot Käßmann das Scheitern nicht wünschen.
Genau das droht ihr aber nun, denn selbst wenn die Kirche den Sündern
vergibt: Als moralische Instanz, die Margot Käßmann gerade auch in
gesellschaftlichen und politischen Fragen sein will und muss, hat sie
an Glaubwürdigkeit verloren. Mag sogar sein, dass sie die Kraft für
diese Bürde hätte. Aber der Gegenwind würde sie umblasen. Das sollte
sie sich nicht antun.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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