Mindener Tageblatt: Kommentar zu Urteil im Sauerland-Prozess / Ziemlich viel Glück
Geschrieben am 04-03-2010 |
Minden (ots) - Von Christoph Pepper Auch nach diesem bisher größten Prozess gegen islamistische Möchtegern-Terroristen in Deutschland steht man ziemlich ratlos da. Ratlos vor allem vor den Lebenswegen und Gedankenwelten junger Menschen wie jener der Sauerland-Gruppe, die sich - allen Ernstes und ganz konkret - aufmachten, "möglichst viele Menschen zu töten". Es kam nicht dazu, weil sie bei ihren Vorbereitungen - glücklicherweise - so dilettantisch vorgingen, dass sie dabei - ebenso glücklicherweise - in das Visier der Strafverfolgungsbehörden gerieten, denen - nochmals glücklicherweise - Kontakte mit befreundeten Diensten zu Erkenntnissen verhalfen, die sie selbst nicht hätten gewinnen können. Oder dürfen. Was übrigens noch einmal einen aktuellen Bezug zur laufenden Datenrechts-Diskussion herstellt. Wie man sieht: Ziemlich viel Glück war nötig, um wahrscheinlich ziemlich viele Opfer zu vermeiden. Auch wenn man am Ende dieses Prozesses, der mit harten Strafen finstere Absichten gerecht ahndete, mehr über die Planer weiß (und diese sich durchaus zur Abkehr fähig zeigten), bleibt tiefes Unwohlsein zurück. Dass eine menschenverachtende, religiös verbrämte Ideologie auch mitten aus unserer Gesellschaft heraus junge, blendbare Geister für den massenhaften Terrormord zu begeistern weiß, macht nicht nur Sorge über die Gefahr möglicherweise erfolgreicherer Neuversuche anderer Verblendeter. Es stimmt auch alarmierend hinsichtlich der individuellen wie gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen solcher Verführbarkeit. Deutschland, diese Botschaft muss man dem Sauerland-Prozess wohl entnehmen, bleibt dauerhaft im Fadenkreuz fanatischer Gewalt hassender Extremisten. Und schlimmer noch: Deren Ideen finden Anklang im Land selbst. Mindestens ebenso wichtig aber ist auch die Botschaft, dass es sich zu wehren weiß.
Originaltext: Mindener Tageblatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71694 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71694.rss2
Pressekontakt: Mindener Tageblatt Christoph Pepper Telefon: (0571) 882-/-248 chp@mt-online.de
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