Deutsche Umwelthilfe fordert Agrarministerin Aigner zum EU-konformen Schutz von Schweinswalen auf
Geschrieben am 24-03-2010 |
Berlin (ots) - Nur noch wenige hundert Schweinswale haben an der deutschen Ostseeküste die Fischereipraktiken überlebt - Bundesregierung setzt EU-Vorschriften zum Walschutz nicht um - DUH fordert sofortige Verpflichtung aller deutschen Ostseefischer zu Beifang-mindernder Techniken
Berlin, 24. März 2010: Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) fordert die Bundesregierung auf, den vom Aussterben bedrohten Schweinswal in der Ostsee mit einem sofort in Kraft tretenden Schutzprogramm das Überleben zu ermöglichen. Bundeskanzlerin Angela Merkel als Schirmherrin der heute endenden Jahrestagung der Europäischen Wal-Gesellschaft habe eine besondere Verantwortung für den Schweinswal, der nach nationalem und internationalem Recht eine streng geschützte Art ist. Der Schweinswal ist die einzige ständig in den deutschen Küstengewässern vorkommende Walart. Nach der EU Habitat-Richtlinie ist die Bundesregierung verpflichtet, für einen günstigen Erhaltungszustand der Wale in deutschen Gewässern zu sorgen.
"Bundeskanzlerin Merkel verschafft den Walen mit ihrer Schirmherrschaft zwar Medienaufmerksamkeit, verzichtet aber auf wirksame Schutzmaßnahmen. Wir erwarten von der ehemaligen Umweltmnisterin Merkel Taten statt Worte. Die bisher angekündigten Schutzmaßnahmen von Fischereiministerin Ilse Aigner betreffen ganze 2% der deutschen Ostseefischer. Wir fordern Bundeskanzlerin Merkel auf, alle Fischer noch in diesem Jahr auf Beifang-reduzierte Fangtechniken zu verpflichten," sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Ungewollter Beifang ist die Hauptursache für den katastrophalen Bestandsrückgang der Schweinswale: Die Wale geraten in die Netze und ersticken darin. Ministerin Aigner hat bereits im August 2009 in einer Pressemitteilung angekündigt, gegen den Beifang vorzugehen - geschehen ist seitdem nichts. Nicht einmal die EU-Verordnung zur Verhinderung von Beifang (VO EG 812/2004) wird in Deutschland ausreichend umgesetzt.
"Im Meeresnaturschutz klaffen Worte und Taten besonders weit auseinander", sagt Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz bei der DUH. "Der Schweinswal muss den Kopf dafür hinhalten, dass für die Fischereipolitiker der Natur- und Artenschutz weiterhin Fremdwörter sind."
In der deutschen Ostsee existieren wahrscheinlich nur noch wenige hundert Schweinswale. Jedes Jahr werden mehr tote Schweinswale gefunden als neugeborene Wale registriert. Der Schweinswalbestand ist durch die Meeresverschmutzung, durch Rammarbeiten beim Bau von Windenergieanlagen, Sonar und seismische Arbeiten gefährdet, vor allem aber durch die Stellnetzfischerei. So hat schon 2002 das Kleinwal-Abkommen ASCOBANS in einem Rettungsplan ("Jastarnia-Plan") die Fischerei als Todesursache Nr. 1 identifiziert und auch zu ungefährlichere Fangtechniken geraten. Seitdem ist jedoch nichts passiert. In Pilotprojekten wurde mittlerweile gezeigt, dass sich der Beifang mit anderen Fangmethoden verhindern lässt. Doch eine Verpflichtung dazu gibt es nicht. Die EU-Verordnung schreibt ebenfalls nur vor, dass Schiffe mit einer Gesamtlänge ab 12 Meter die Beifang-mindernden Techniken nutzen müssen. Das betrifft an der deutschen Ostseeküste nur zwei Prozent der Fischkutter - obwohl alle Schiffe mit den gleichen Netzen fischen.
"Die Fischereipolitik muss an Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, um das Leben im Meer zu erhalten", sagte Stöcker. "Will die Bundesregierung die biologische Vielfalt im Meer wirklich schützen, muss sie in der Europäischen Fischereipolitik grundlegend die Richtung ändern und dies auch in den eigenen Hoheitsgewässern umsetzen"
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt und werden sich im September erstmals in der UN-Generalversammlung mit der biologischen Vielfalt befassen. Deutschland hat eine besondere Verantwortung, da die Bundesregierung bis Oktober den Vorsitz der UN-Verhandlungen für ein Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt hat.
Die DUH unterstützt den Kongress der Europäischen Wal-Gesellschaft 2010 in Stralsund. Sie ist Mitglied der Shark Alliance zum Schutz von Haien und Rochen (www.sharkalliance.org) und fördert verschiedene Projekte zum Schutz von Meeressäugern zusammen mit Partnern wie der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (www.gsm-ev.de), der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (www.delphinschutz.org) und M.E.E.R. e. V. (www.m-e-e-r.org). Die von der DUH geförderten Projekte befinden sich an deutschen Küsten ebenso wie in der Adria, im Atlantik (Kanaren, Dominica) wie auch im Pazifik (Peru, Borneo).
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Ulrich Stöcker Leiter Naturschutz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin Tel.: 030 - 2400867-81, 0160 - 8950556, stoecker@duh.de
Ulrike Fokken Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin Tel.: 030 - 2400867-86, 0151- 55017009, fokken@duh.de
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