BERLINER MORGENPOST: Kitas müssen Priorität der Politik bleiben - Leitartikel
Geschrieben am 17-05-2010 |
Berlin (ots) - Wenn Roland Koch bei der Bildung sparen will, möchte man ihm sagen: Nur zu! Bildung ist Ländersache - und es ist nicht zuletzt auf das politische Gewicht des hessischen Ministerpräsidenten zurückzuführen, dass in der Föderalismuskommission die Bildungshoheit der Länder gegen den vielfachen Wunsch nach bundeseinheitlicheren Strukturen sogar gestärkt worden ist. Soll der Christdemokrat doch einfach die Klassenfrequenzen in Kassel oder Offenbach erhöhen und das seinen Wählern im Lande als gebotenes Ansparen gegen die Krise verkaufen. Auch könnte er aufhören, schlechter bezahlte Berliner Lehrer mit dem teuren Beamtenstatus abzuwerben. Und wenn sein Mitstreiter Stefan Mappus aus Baden-Württemberg den Unis in Heidelberg oder Karlsruhe die Zuwendungen kürzen möchte, darf er das gern in seinem eigenen Landtag durchsetzen. Es ist erstaunlich, wie die CDU-Landesfürsten ein noch vor Kurzem zur absoluten Priorität erklärtes Zukunftsthema ebenso behandeln wollen wie Subventionen für die Steinkohle, unnütze Arbeitsmarktprogramme, Besitzstände von Staatsdienern oder Steuergeschenke für Häuslebauer und Pendler. Man wird den Verdacht nicht los, dass es hier eher darum geht, den ungeliebten neuen familienpolitischen Kurs der CDU, zu dem der Ausbau der Kinderbetreuung gehört, zu hintertreiben. Dabei wäre gerade hier mehr Einheitlichkeit geboten. Es ist schwer vermittelbar, warum ein Durchschnittsverdiener in einer finanzschwachen Stadt wie Bremen 1700 Euro für einen Halbtags-Kita-Platz zahlen muss, während anderswo die gleiche Leistung komplett gratis angeboten wird. Aber wenn sich in Deutschland jetzt endlich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Kita und Krippe die wichtigsten Bildungseinrichtungen gerade für Kinder aus der Unterschicht darstellen, sind solche Unterschiede nach kommunaler Kassenlage nicht zu vermitteln. Natürlich müsste eine Kindertagesbetreuung für Gutverdiener nicht kostenlos sein, wie das in Berlin jetzt Schritt für Schritt eingeführt wird. Ist es sinnvoll, wenn ausgerechnet Familien mit 80.000 Euro Jahreseinkommen in der aktuellen Schulden- und Finanzkrise 3000 Euro weniger in die öffentlichen Kassen abführen? Das ist jedoch eine Frage der Finanzierbarkeit in schlechten Zeiten. Grundsätzlich ist es richtig, die Basisbildung in der frühen Kindheit für alle gratis anzubieten, damit alle vergleichbare Lebenschancen haben. Deutschland hat gegenüber anderen Industriestaaten Nachholbedarf in der frühkindlichen Bildung. Wenn der Bund nicht in die Schulpolitik eingreifen darf, muss er sich wenigstens bei den von den Kommunen finanzierten Kitas engagieren. Dennoch: Für die meisten Familien ist nicht der Preis einer Kita, sondern die Verfügbarkeit von Plätzen entscheidend. Und da leben die Ostdeutschen, die höhere Gebühren zahlen, verglichen mit anderen Ländern im Kita-Schlaraffenland.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
Pressekontakt: BERLINER MORGENPOST Chef vom Dienst Telefon: 030/2591-73650 bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
268896
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar: Irans halber Schritt Düsseldorf (ots) - Beim Streit um das iranische Atomprogramm, dem inzwischen selbst gutmeinende Zeitgenossen kaum noch unterstellen mögen, es diene rein zivilen Zwecken, hat sich die Führung in Teheran bisher mit geschicktem Taktieren über die Zeit gerettet. Dabei konnten die Mullahs auf die Uneinigkeit der internationalen Gemeinschaft setzen und vor allem auf die Abneigung von China und Russland, neuen Sanktionen gegen den Iran zuzustimmen. Erst seit es US-Präsident Barack Obama offenbar gelungen ist, in Moskau und Peking ein Umdenken mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Teure Kindergärten Düsseldorf (ots) - Kein Bildungsexperte würde bestreiten, dass vor allem die letzten beiden Jahre im Kindergarten eine wichtige Grundlage für eine gelungene Schulkarriere sind. Beim Basteln, Malen, Singen und Reimen lernen die Kinder Koordination und Konzentration. Im freien Spiel mit anderen üben sie Sozialverhalten unter Gleichaltrigen. Beim Kindergarten für die Drei- bis Sechsjährigen geht es nicht um Betreuung, sondern um Bildung. Da ist es eigentlich skandalös, dass die Eltern in manchen Kommunen mehr als 200 Euro dafür zahlen müssen, mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR In Deutschland kommen immer weniger Kinder zur Welt Schwere Geburten NICOLE HILLE-PRIEBE Bielefeld (ots) - Ob ein Kind geboren wird oder nicht, ist eine komplexe Angelegenheit: Wer kann, will häufig nicht - und wer will, kann nicht. Der Geburtenrückgang in Deutschland ist jedoch nicht die Schuld individualisierter Egoisten, sondern das Ergebnis einer Politik, die Familien vernachlässigt. Wer heute noch Kinder bekommt, ist entweder reich, religiös oder sehr verliebt - und ziemlich mutig. Denn dem Praxistest halten die Versprechungen der Familienpolitiker schon seit Jahren nicht stand. Im Gegenteil: Nie war das Armutsrisiko mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Das Ballack-Foul und die Folgen Fußball - das brutale Geschäft THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Die Brutalität des Fouls an dem Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft, Michael Ballack, macht den Betrachter sprachlos. Wie kann ein Sportler, der selbst von der Ball-Kunst lebt, einem - wenn auch gegnerischen - Spieler so rücksichtslos in die Beine treten, dass der für Wochen ausfällt? Oder war das Absicht? Absicht des ghanaischen Spielers Kevin-Prince Boateng, der im dritten Gruppenspiel am 23. Juni in Johannesburg mit Ghana gegen das DFB-Team antreten könnte? Auch wenn Ballack von "Absicht" sprach und Bundestrainer mehr...
- Donaukurier: Entschuldigung reicht nicht Ingolstadt (ots) - Im Grunde ist es unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit Google ungestraft deutsche Gesetze mit Füßen tritt. Nicht nur, dass der Megakonzern quasi im rechtsfreien Raum und unter dem "Schirmherrschaft" völlig naiver Datenschützer alles fotografiert, was sich an und auf Deutschlands Straßen befindet. Jetzt sammelt Google en passant auch noch unsere Mails und Internetkontakte ein. Und das bereits seit vier Jahren. Da ist es mit einer flockigen Entschuldigung wohl kaum getan. Meine Nachbarn wären jedenfalls kaum mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|