WAZ: Radieren aus der Statistik. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 31-05-2010 |
Essen (ots) - Ohne Frage gibt es viel zu verbessern bei der
Förderung von Langzeitarbeitslosen. Es ließe sich etwa hinterfragen,
ob es wirklich ihre Chancen verbessert, sie von einem
Bewerbungstraining zum nächsten und zwischendurch in Ein-Euro-Jobs zu
stecken? Oder ob nicht ein großer Teil dieser Maßnahmen dazu dient,
sie aus der Arbeitslosenstatistik zu radieren?
Von der Leyens Idee, als nicht mehr vermittelbar abgeschriebene
Arbeitslose drei Jahre lang Parks fegen zu lassen, klingt in diesem
Zusammenhang wie ein Anachronismus. Über die zweijährigen ABM weiß
man, dass sie sehr selten etwas bringen und sehr oft nichts. Warum
sollte das bei der Bürgerarbeit anders sein?
Die so oft vorgetragene, absurde Idee, alle Arbeitslosen in
Bürgerarbeit zu stecken, wurde wenigstens ehrlich begründet, nämlich
damit, dass Arbeitslose eine Bringschuld gegenüber der Gesellschaft
hätten. Zu behaupten, jahrelanges Parkfegen verbessere ihre
Berufsperspektive, klingt dagegen kühn bis unehrlich. Es gibt nicht
zu wenige Maßnahmen für Arbeitslose - es gibt zu wenige, die etwas
bewirken. Die Bürgerarbeit wird dieses Niveau sicher nicht anheben.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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