Neues Deutschland: zum Angriff Israels auf Hilfskonvoi für Gaza
Geschrieben am 01-06-2010 |
Berlin (ots) - Nach dem in der jüngeren Geschichte beispiellosen
Militärschlag gegen eine humanitäre Hilfsflotte vor der Küste Gazas
verschlug es wohl selbst dem eloquenten Medienpräsidenten Barack
Obama die Sprache. Er griff lieber nach dem Feigenblatt noch
fehlender Fakten zu diesem »blutigen Massaker«, wie es der türkische
Regierungschef Erdogan nannte. Von Israels Premier Netanjahu erwartet
Obama sie augenscheinlich nicht, denn das für gestern in Washington
geplante Gespräch fiel aus. Ungeachtet dessen und trotz mancher
Brüskierung durch den Juniorpartner versuchte Israels wichtigster
Verbündeter in den Beratungen des Weltsicherheitsrates, das
Schlimmste an Verurteilung zu verhindern. Wer wie der dortige
USA-Botschafter meint, es gäbe bessere Wege, humanitäre Güter in den
von Israel abgeschotteten Gazastreifen zu bringen, kann die auch von
UN-Behörden konstatierte katastrophale Lebenslage der
palästinensischen Bevölkerung kaum kennen. Der jüdische Staat hat
alles Recht der Welt, seine Bevölkerung zu schützen. Aber daraus
lässt sich kein Freibrief für fortgesetzte massive Verletzungen des
Völkerrechts ableiten, zumal man sich der internationalen
Gerichtsbarkeit vorsorglich entzogen hat. Hier dürfen von einem
USA-Präsidenten, der den Friedensprozess im Nahen Osten wiederbeleben
und der islamisch-arabischen Welt die Hand reichen will, klare Worte
verlangt werden. Sprachlosigkeit ist keine Antwort.
Originaltext: Neues Deutschland
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