Neue OZ: Kommentar zu EU / Russland / Gipfel
Geschrieben am 01-06-2010 |
Osnabrück (ots) - Am Ende des Zusammenwachsens
Selbstverständlich gehört Russland nicht weniger zu Europa als
Deutschland, Portugal oder die Schweiz. Deshalb ist jede EU-Politik,
die Russland einbindet, gut, weil stabilisierend. Das schließt
Gipfeltreffen wie das jüngste ein, auch wenn deren Ergebnisse im
Atmosphärischen bleiben. Aber Russland hat aus freien Stücken keine
Teilhabe am europäischen Einigungsprozess. Zentralisieren,
Verstaatlichen, Gleichschalten von Parteien und Medien stehen für das
Russland Putin'scher Prägung. Für einen Staat, der die NATO - im
europäischen Teil fast deckungsgleich mit der EU - wieder zur größten
Bedrohung erklärt hat und gesellschaftliches Engagement als
Wühlarbeit für einen missgünstigen Westen verunglimpft.
Genau deshalb hat es die EU weder mit ihren Partnerschafts- und
Kooperationsabkommen noch mit ihren Tacis-Förderprogrammen geschafft,
den Russen zu mehr Demokratie, Freiheit, Rechtsstaat zu verhelfen.
Das ernüchtert, darf aber nicht einer engen Zusammenarbeit im Wege
stehen. Sie drängt sich im beiderseitigen Interesse auf - bei der
Verbrechensbekämpfung wie in der bewährten Energiepartnerschaft, bei
Investitionen oder im Schüleraustausch. Allein, das alles reicht
nicht für die von Russland gewünschte Visumsfreiheit. Sie ist
Ergebnis eines Zusammenwachsens, nicht dessen Voraussetzung. Deshalb
ist auch die Entscheidung der EU richtig, hier hart zu bleiben. Auch
wenn es anders praktischer wäre.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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