Börsen-Zeitung: Nicht nur gebellt, Kommentar von Carsten Steevens zu der von Prudential abgeblasenen Übernahme der asiatischen AIG-Tochter American International Assurance (AIA)
Geschrieben am 03-06-2010 |
Frankfurt (ots) - Prudential hat die Übernahme der asiatischen
AIG-Tochter American International Assurance (AIA) abgeblasen. Für
die Aktionäre des britischen Versicherers war der Kaufpreis von 35,5
Mrd. Dollar zu hoch - gemessen an nicht abschätzbaren Risiken. Der
größten Kapitalerhöhung, die jemals für die Finanzierung einer
Firmenakquisition beantragt wurde, hätte sie sich verweigert. Deshalb
wurde das Management ausgebremst. Das ist gut so.
Aktionäre bestimmen die Strategie ihres Unternehmens, wenn es
darauf ankommt. Von Verheißungen ehrgeiziger Vorstände, die von
riesigen Wachstumschancen und Gewinnen reden, lassen sie sich nicht
länger blenden. Sie zwingen die Führung ihres Unternehmens, das im
Notfall "too big to fail" und auf riesige Steuerhilfen angewiesen
sein könnte, zum Kurswechsel. Nach der Absage einer für den
britischen Versicherer wahrlich transformatorischen Transaktion darf
man nun hoffen: Die Zeiten, in denen Aktionäre bellten, aber nicht
bissen, sind vorbei.
Aus strategischer Perspektive waren die Übernahmepläne durchaus
überzeugend. Prudential hätte ihr Geschäft noch stärker in dynamisch
wachsende Schwellenländer verlagern können. In sieben Märkten Asiens
wären die Briten schlagartig zum führenden Lebensversicherer
aufgestiegen. Gelegenheiten, die Wettbewerbsposition ähnlich kräftig
auszubauen, dürfte es so schnell nicht wieder geben. Doch der
Kaufpreis hätte dem 1,7fachen des gegenwärtigen Börsenwerts von
Prudential entsprochen; die Kapitalaufstockung von 21 Mrd. Dollar
hätte die Marktkapitalisierung glatt verdoppelt. Diese Verhältnisse
waren angesichts der weltweit nicht ausgestandenen Finanz- und
Schuldenkrisen und angesichts volatiler Kapitalmärkte einfach zu
furchterregend.
Prudential hat sich mit dem AIA-Projekt übernommen. Die Rechnung
für das Scheitern beläuft sich nun auf 450 Mill. Pfund,
Reputationsverluste kommen für den Versicherer noch oben drauf. Der
Vorstandschef wird den Aktionären ein überzeugendes Langfristkonzept
für Prudential vorlegen müssen - oder er wird seinen Job bald los
sein. Unabhängig von den Kosten und möglicherweise verschlechterten
Gewinnaussichten hat sich der Übernahmeversuch für die Investoren
aber doch gelohnt: Ihre Rechte und Pflichten haben sie zur rechten
Zeit wahrgenommen. Vom Scheitern des Versicherers geht ein Signal
aus, das Aktionären auch in anderen Großkonzernen Mut geben könnte.
(Börsen-Zeitung, 4.6.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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