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Migranten in deutschen Schulen strukturell benachteiligt: Paritätischer legt Bericht zur Bildungssituation junger Migrantinnen und Migranten vor

Geschrieben am 09-06-2010

Berlin (ots) - Jugendliche mit Migrationshintergrund werden an
deutschen Schulen und Hochschulen strukturell diskriminiert. Dies
geht aus einem heute vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und dem
Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen vorgestellten
Bericht hervor. Der Verband fordert durchgreifende Strukturreformen
und die Einbindung von Migrantenorganisationen in die aktuelle
Bildungsdebatte. Mit der Initiative "AB In die Zukunft!" setzt sich
das Forum für eine stärkere Bildungsbeteiligung von Migranten ein.

"Unser Bildungssystem fördert die soziale Segregation,
reproduziert und zementiert soziale Ungleichheiten. Wer aus
schwierigen sozialen Verhältnissen kommt, ist an unseren Schulen und
Hochschulen schwer benachteiligt, wer noch dazu einen
Migrationshintergrund mitbringt, ist es doppelt. Fast jeder dritte
Jugendliche in Deutschland hat einen Migrationshintergrund und wir
können vielen von ihnen kein sachgerechtes Bildungsangebot machen",
kritisiert Prof. Barbara John, Vorstandsmitglied des Paritätischen
Gesamtverbandes.

Nach dem vorgelegten Bericht des Paritätischen macht mittlerweile
fast jeder dritte deutsche Schüler Abitur, von den ausländischen
Schülern nur jeder zehnte. Am gravierendsten, so der Bericht weiter,
ist das Missverhältnis bei denen, die ganz ohne Abschluss die Schule
verlassen: Dies sind sechs Prozent der deutschen, aber 15 Prozent der
ausländischen Schülerinnen und Schüler. "Auf die besonderen
Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft ist unser
Schulsystem immer noch zu wenig vorbereitet. Statt das Potential der
Mehrsprachigkeit und kulturellen Vielfalt zu wertschätzen, es
aufzugreifen und zu fördern, wird dieses Potenzial der Kinder und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund von den Erziehungs- und
Bildungsinstitutionen weitestgehend ignoriert", so John. Die
eklatante Ausgrenzung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund
an den Schulen setze sich im Hochschulstudium fort. Nach den heute
vom Paritätischen vorgelegten Zahlen sind nicht einmal drei Prozent
(2,9 Prozent) der in Deutschland Studierenden Ausländer, die hier
ihre Hochschulreife erworben haben.

Der Verband und das Forum der Migrantinnen und Migranten fordern
umfassende Strukturreformen. "Wenn wir allen Kinder unabhängig von
ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft die gleichen Chancen zur
Förderung geben wollen, muss unser Schulsystem durchgreifend
reformiert werden", fordert John. Der Verband fordert neben einer
schulischen Bildungsgarantie und dem Ausbau von Ganztagsangeboten,
eine durchgängige Sprachförderung, die interkulturelle Öffnung der
Schulen sowie eine weitreichende Vernetzung mit außerschulischen
Partnern wie Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und
Jugendsozialarbeit.

Der Bericht wurde im Rahmen der Bildungsinitiative des Forums "AB
In die Zukunft!" erarbeitet, deren Ziel es ist, dass mehr junge
Menschen mit Migrationshintergrund das Abitur absolvieren und
studieren. "Es geht uns darum, junge Migrantinnen und Migranten zu
ermutigen, ihre Ressourcen und Potentiale voll auszuschöpfen trotz
der bekannten Barrieren und Vorurteile", so Tshikudi Londji, Sprecher
des Forums der Migrantinnen und Migranten. Wichtig sei vor allem,
dass die Erfahrungen der Migrantinnen und Migranten selbst endlich
stärker in der Bildungsdebatte berücksichtigt werden.

Weitere Informationen:

Den Bericht "Bildungschancen von Migrantinnen und Migranten:
Fakten - Interpretationen - Schlussfolgerungen" sowie weitere
Informationen zur Bildungsinitiative des Forums der Migrantinnen und
Migranten im Paritätischen finden Sie im Internet unter
www.abindiezukunft.de.

Originaltext: Paritätischer Wohlfahrtsverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53407
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53407.rss2

Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling, Tel. 030/24636305


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